Bilanz­pres­se­kon­fe­renz am 12.01.2005

 

Auch im zu Ende gegan­ge­nen Jahr 2004 konn­te der Ver­ein ruhig und sach­lich sei­ne Auf­ga­ben erle­di­gen. Der im letzten
Jahr­hun­dert ins­be­son­de­re von außen geschür­te Streit zwi­schen der ört­li­chen Land­wirt­schaft und unse­rem Ver­ein ist Vergangenheit.

Die gera­de im Wahl­kampf sehr laut­stark und schrill geführ­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen betra­fen die Jagd, die Fische­rei­ver­ord­nung, die Aus­wei­sung von Total­re­ser­va­ten und die Novel­lie­rung des Natio­nal­park­ge­set­zes, alles The­men, die nicht in den Zustän­dig­keits­be­reich des Ver­eins, son­dern der Natio­nal­park­ver­wal­tung und des Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums fallen.

1. Gute Bestands­ent­wick­lung bei sel­te­nen Tie­ren, ins­be­son­de­re bei Vögeln

Der Lei­ter der Natio­nal­park­ver­wal­tung freut sich öffent­lich über „eine lang­sa­me Umge­stal­tung der Vege­ta­ti­on in den durch Men­schen nicht beein­fluss­ten Berei­chen des Natio­nal­parks“. Der Bestand eini­ger sel­te­ner Vögel habe sich sehr posi­tiv ent­wi­ckelt. Der Ver­wal­tungs­lei­ter ver­schweigt aber, dass die­se posi­ti­ve Ent­wick­lung prak­tisch aus­schließ­lich auf den Flä­chen des För­der­ver­eins statt­fin­det, nicht auf den Lan­des­flä­chen. Die wer­den heu­te so bewirt­schaf­tet wie frü­her, nur auf den Ver­eins­flä­chen wer­den die natur­schutz­fach­li­chen Auf­la­gen des Pfle­­ge- und Ent­wick­lungs­plans durch­ge­setzt. Hier kann sich die Natur ent­wi­ckeln. Die Ver­trags­na­tur­schutz­mit­tel des Lan­des sind dage­gen auch im Unte­ren Oder­tal in den letz­ten Jah­ren dras­tisch gesun­ken. Auch wir freu­en uns über die posi­ti­ve Ent­wick­lung in Feld und Flur, nen­nen aber auch offen die Ursa­chen. Sie lie­gen aus­schließ­lich in dem Grund­be­sitz des Ver­eins und in der kon­se­quen­ten Umset­zung des Pfle­­ge- und Ent­wick­lungs­plans auf diesem.

2. Deutsch-pol­­ni­­sche Begegnung

Der Ver­ein hat im Jahr 2004 ganz bewusst einen deut­li­chen Akzent auf die deutsch-pol­­ni­­sche Zusam­men­ar­beit gesetzt, im Bei­tritts­jahr Polens zur Euro­päi­schen Uni­on. So haben wir am 13.01.2004 für pol­ni­sche Jour­na­lis­ten eine Pres­se­kon­fe­renz in pol­ni­scher Spra­che mit gro­ßer Reso­nanz ange­bo­ten. Wir haben auf Ein­la­dung der zustän­di­gen Land­rä­tin eine deutsch-pol­­ni­­sche Ver­an­stal­tung in Grei­fen­ha­gen (Gry­fi­no) am 24.04.2004 besucht und die Fol­ge­ver­an­stal­tung am 26.11.2004 in Crie­wen mit 30 Teil­neh­mern durch­ge­führt. Hier wur­de ins­be­son­de­re über das Schutz- und Nutz­kon­zept des Natio­nal­parks auf deut­scher Sei­te infor­miert. Ein­ge­la­den waren die auf der pol­ni­schen Sei­te vom Inter­na­tio­nal­park betrof­fe­nen Bau­ern, Fischer, Jäger, Ang­ler, aber auch Gewer­be­trei­ben­de, Schank- und Gast­wir­te. Am 25.06.2004 haben wir die pol­ni­schen Bür­ger­meis­ter der am Natio­nal­park gele­ge­nen Gemein­den zu einem gegen­sei­ti­gen Ken­nen­ler­nen und Infor­ma­ti­ons­aus­tausch auf das Schloss Crie­wen eingeladen.

3. Umwelt­bil­dung, For­schungs­för­de­rung und Öffentlichkeitsarbeit

Da die Umwelt­bil­dung von der Inter­na­tio­nal­park Unte­res Oder­tal gGmbH vor allem in der Wild­nis­schu­le durch­ge­führt wird und die Wis­sen­schaft in der Bran­den­bur­gi­schen Aka­de­mie Schloss Crie­wen behei­ma­tet ist, blieb die Öffent­lich­keits­ar­beit in den Medi­en die Kern­auf­ga­be des Ver­eins­vor­stands. Erfolg­reich war auch in die­sem Jahr wie­der das nun­mehr schon bewähr­te Exkur­si­ons­pro­gramm, bei dem Fach­leu­te aus den wissenschaftlichen
Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen ehren­amt­lich und unent­gelt­lich hoch­qua­li­fi­zier­te, aber all­ge­mein ver­ständ­li­che Füh­run­gen im Unte­ren Oder­tal zu spe­zi­el­len The­men anbie­ten. Die Ver­an­stal­tun­gen waren wie­der gut besucht, es nah­men 193 Besu­cher teil. Das Pro­gramm wird auch im Jahr 2005 fort­ge­setzt und erneut erweitert.

4. Land­er­werb und Flächentausch

Der Ver­ein hat auch im Jahr 2004 den frei­wil­li­gen Land­er­werb fort­ge­setzt und ca. 28 ha (per 31.12.2004) Flä­chen erwor­ben. Wir set­zen wei­ter­hin auf frei­wil­li­gen Land­er­werb und leh­nen alle Zwangs- und Ent­eig­nungs­maß­nah­men gegen den Wil­len der Betrof­fe­nen im Rah­men des Unter­neh­mens­flur­be­rei­ni­gungs­ver­fah­rens ab. Auch für das Jahr 2005 ste­hen Mit­tel für den frei­wil­li­gen Flä­chen­er­werb zur Ver­fü­gung, ins­be­son­de­re im Kern­ge­biet des Natur­schutz­groß­pro­jek­tes. Ver­kaufs­in­ter­es­sen­ten sind willkommen.

Ver­stärkt wer­den soll im Jahr 2005 der Flä­chen­tausch. Er ist zwar eigent­lich dem Unter­neh­mens­flur­be­rei­ni­gungs­ver­fah­ren vor­be­hal­ten, im Ein­zel­fall las­sen sich aber spe­zi­el­le Tausch­wün­sche schon vor­ab berück­sich­ti­gen, ins­be­son­de­re dann, wenn damit ein umfas­sen­des abschlie­ßen­des Betriebs­kon­zept erreicht wird. Der Ver­ein bemüht sich, in einem direk­ten Dia­log mit jedem ein­zel­nen Betrieb, ein Betriebs­kon­zept zu fin­den, das
dem Betrieb lang­fris­tig sein Aus­kom­men sichert und trotz­dem den Pfle­­ge- und Ent­wick­lungs­plan voll berücksichtigt.

5. Landschaftspflege

Eine Chan­ce dafür bie­tet die ganz­jäh­ri­ge Bewei­dung mit exten­si­ven Rinder‑, Pfer­­de- und Schaf­ras­sen. Dazu eig­nen sich sowohl Wild­tie­re wie Wisent und Prze­­wal­­ski-Pferd als auch Nach­züch­tun­gen wie Heck-Rin­­der, das Tau­rus-Rind oder der Tar­pan, aber auch Scud­den und das Rau­wol­li­ge Pom­mer­sche Land­schaf. Wäh­rend sich die Scha­fe vor allem für die Tro­cken­ra­sen­hän­ge eig­nen, ist der Platz für Rin­der und Pfer­de im Pol­der 5/6 und im Lunow/Stolper Pol­der. Wir wer­den in die­sem Jahr ver­su­chen, gemein­sam mit den Land­wir­ten unter Zusam­men­ar­beit mit dem Landesumweltamt
und dem MLUV zu ver­nünf­ti­gen Ergeb­nis­sen zu kommen.

Der Ver­ein steht auch im 13. Jahr sei­nes Bestehens auf siche­rem finan­zi­el­len und admi­nis­tra­ti­ven Fun­da­ment und bleibt ent­schlos­sen, sei­nen Auf­ga­ben, die ihm ins­be­son­de­re aus dem Natur­schutz­groß­pro­jekt von gesamt­staat­lich reprä­sen­ta­ti­ver Bedeu­tung der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land erwach­sen, auch wei­ter­hin gerecht zu werden.