Das untere Odertal wurde vor allem wegen seiner Vögel bekannt. 160 Brutvogelarten wurden allein im deutschen Teil des Internationalparkes gezählt, darüber hinaus 54 Säugetier‑, 6 Reptilien‑, 11 Amphibien- und 49 Fischarten. Im unteren Odertal brüten neben dem Schwarzstorch und dem Uhu auch alle 3 Adlerarten (Seeadler, Schreiadler, Fischadler). Bedeutsam sind die hier regelmäßig brütenden Trauerseeschwalben, Weißbartseeschwalben und Weißflügelseeschwalben, aber auch die starke Wachtelkönigpopulation sowie die letzten Seggenrohrsängerbrutpaare Deutschlands. Unter den Säugetieren sind vor allem der Fischotter und der sich stark ausbreitende Biber zu nennen.
Bis Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts war die Fauna im unteren Odertal noch nicht systematisch erfasst worden. Zwar gab es seit hundert Jahren Einzelbeobachtungen, aber nur wenige zusammenfassende Darstellungen. Insbesondere haben Fachleute der Naturschutzstationen Mönne (bei Stettin) und Bellinchen (Bielinek) in ihren Bereichen Untersuchungen durchgeführt, die auch das untere Odertal tangieren.
Vor allem der vielfältigen Vogelwelt galt das besondere Interesse der frühen Naturforscher wie Paul Robien. Im brandenburgischen Abschnitt des unteren Odertales zwischen Hohensaaten und Gartz begann die vogelkundliche Erforschung 1965 mit den Arbeiten der Brüder Dittberner. Diesen ornithologischen Pionierarbeiten ist es vor allem zu danken, dass bereits zu DDR-Zeiten im unteren Odertal größere Naturschutzgebiete ausgewiesen werden konnten. Somit haben vor allem die Ornithologen die Grundlagen für den Nationalpark und das Gewässerrandstreifen-Programm gelegt.
Im Rahmen dieses Programmes wurde für das gesamte Projektgebiet ein Pflege- und Entwicklungsplan erstellt. Dazu gehörte die erste großräumige und systematische, meist qualitative Erfassung ausgewählter, als Indikatorarten geeigneter Tiergruppen. Auf jeweils zwölf meist identischen Probeflächen, die alle wesentlichen Biotoptypen des unteren Odertals berücksichtigen, also Trockenrasenstandorte, Hangwälder, Trocken- und Nasspolderwiesen, Weich- und Hartholzauen und die Poldergewässer, wurden neben dem Makrozoobenthos Landschnecken, Webspinnen, Heuschrecken, Libellen, Laufkäfer, Wildbienen, Großschmetterlinge, Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere erfasst. Damit ergibt sich nun erstmalig ein guter Überblick über die herausragende faunistische Bedeutung dieser Region.
Im Folgenden werden die Ergebnisse für die wichtigsten Tiergruppen dargestellt.
Makrozoobenthos
Das Makrozoobenthos, also die mehr als zwei Millimeter großen, wirbellosen Kleintiere der Gewässer, sind gut geeignete und weit verbreitete Indikatoren für die Überwachung und Beurteilung von Gewässern. Ihre Indikatoreignung ergibt sich aus den teilweise sehr engen Lebensraumansprüchen dieser Arten. Das betrifft sowohl die Wasserqualität als auch die morphologische Ausgestaltung ihrer Habitate. Aus der engen Habitatbindung vieler Arten des Makrozoobenthos ergibt sich die hervorragende Eignung dieser Gruppe für die Formulierung von Naturschutzzielen im Rahmen eines Pflege- und Entwicklungsplanes.
An 30 für das Gebiet typischen Probestellen wurden an vier Terminen des Jahres 1995 Proben entnommen, und zwar mit Hilfe eines Handsammelnetzes und durch das Abbürsten der Unterseite von Schwimmblattpflanzen. Zusätzlich wurden fliegende Insekten mit Streifnetzen und Lichtfallen gefangen, deren Larven nicht einwandfrei zu bestimmen waren.
Im Untersuchungszeitraum konnten insgesamt 242 Arten nachgewiesen, 32.000 Individuen bestimmt werden. Die artenreichsten Tiergruppen des Makrozoobenthos waren Wasserkäfer (Coleoptera), Zweiflügler (Diptera) und Wasserschnecken (Gastropoda). Von den nachgewiesenen Arten sind 19% in den Roten Listen Deutschlands oder Brandenburgs als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht (RL 1,2 und 3) aufgeführt.
Die Verbreitung der Makrozoobenthos-Arten im Kerngebiet hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, deren wichtigste der hydrologische Gewässertyp, die morphologische Gewässerstruktur sowie die physikalische und chemische Wasserbeschaffenheit sind. Die auf der Grundlage dieser Faktoren durchgeführte Typisierung der Gewässer ergab die potentielle Verbreitung dominierender Artengemeinschaften.
Im Bereich der Oder und der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße wurden fünf Artengemeinschaften differenziert, die unterschiedliche Substratansprüche und unterschiedliche Strömungspräferenzen aufweisen. Naturschutzfachlich besonders bedeutsam ist die im Bereich des Odervorlandes nachgewiesene Artengemeinschaft der Altwässer der rezenten Aue, die durch das Vorkommen der Flussfederkiemen-Schnecke (Valvata naticina) gekennzeichnet ist.
Innerhalb der Poldergewässer wurden ebenfalls fünf Artengemeinschaften differenziert, die sich hinsichtlich ihrer Substratansprüche, des bevorzugten Ufertyps, der Dauerhaftigkeit ihrer Wohngewässer und der Strömungspräferenz unterschieden. Im Kerngebiet dominiert die Artengemeinschaft der Altwässer, in der sich vorwiegend wenig spezialisierte Arten finden. Sie haben ihren Verbreitungsschwerpunkt in wasserpflanzenreichen Stillgewässern mit schlammigen Böden. Hochspezialisierte Arten finden sich in den Poldergewässern innerhalb der Verlandungsabschnitte von Gewässern, die hohe Wasserstandsschwankungen aufweisen. Charakteristisch für die Artengemeinschaft ist das Vorkommen der Niedergedrückten Federkiemenschnecke (Valvata pulchella).
Eine weitere naturschutzfachlich bedeutsame Artengruppe der Poldergewässer ist die Fauna der temporären und periodischen Gewässer. Die naturschutzfachlich bedeutsamen Arten Rossmaessler’s Posthörnchen (Gyraulus rossmaessleri) und Gelippte Tellerschnecke (Anisus spirorbis) sowie der Rückenschaler (Lepidurus apus) konnten in Gewässern dieses Typs nachgewiesen werden.
Einen für die Gewässerfauna ebenfalls bedeutenden Lebensraum im Kerngebiet bilden die Quellen und Quellbäche, zum Beispiel im Gellmersdorfer Forst. Sie beherbergen eine in Brandenburg seltene Fauna, die durch strömungsliebende, an niedrige Wassertemperaturen angepasste Arten geprägt ist. Bedeutsam ist der Nachweis der Köcherfliegenart (Rhyacophila nubila) und des Wasserkäfers (Limnebius truncatellus) in diesem Gewässertyp.
Der Vergleich zu den anderen für das Untersuchungsgebiet bereits vorliegenden Ergebnissen zeigt, dass alle bisher gemeldeten Arten weiterhin nachgewiesen werden konnten.
zurück nach obenMollusken
Im brandenburgischen Teil des unteren Odertals konnten 140 Mollusken-Arten nachgewiesen werden, davon 73 Arten Landgastropoden, 46 Arten Wasserschnecken und 21 Arten Muscheln. Das untere Odertal beherbergt damit 89,5 % der im Land Brandenburg nachgewiesenen Molluskenarten.
Insekten
Webspinnen
Mit Hilfe von Bodenfallen, Streifnetzfängen und Klopfschirmfängen wurden 20.624 Webspinnen gefangen, von denen 19.313 Tiere bis zur Art bestimmbar waren. Es wurden in den letzten Jahren insgesamt 301 Arten nachgewiesen.
53 Arten (17,6%) stehen in der Roten Liste der gefährdeten Spinnen Deutschlands. Naturschutzfachlich ist besonders hoch das Vorkommen der Wasserspinne einzuschätzen, da sie in der Bundesartenschutzverordnung als vom Aussterben bedroht angeführt ist. Acht Arten sind in den Gefährdungskategorien RL 1 und RL 2 der Roten Liste Deutschlands aufgeführt.
Die Auswertung der arachnologischen Daten belegt den außergewöhnlichen Reichtum der Spinnenfauna, insbesondere den hohen Anteil gefährdeter und Leit-Arten. Dabei zeigt sich, dass der intensiv agrarisch genutzte Trockenpolder sowohl hinsichtlich der Anzahl der Roten-Liste-Arten als auch hinsichtlich der Individuenzahl deutlich ärmer ist als der Nasspolder.
Trockenrasen und trockenwarme Wälder an den Talhängen, Röhrichte, Nass- und Feuchtwiesen, Auen- und Hochwälder sowie Stillgewässer und langsam fließende Gewässer mit ausgeprägten Wasserpflanzenbeständen sind die für Spinnen geeigneten Lebensraumtypen.
Weiterführende Literatur
Heuschrecken
Die Heuschrecken sind erst in jüngster Zeit zu beliebten Bioindikatoren für Grünlandökosysteme avanciert. Da verwundert es nicht, dass bisher kaum lokale Arbeiten zur Heuschreckenfaunistik vorliegen.
Insgesamt wurden im Projektgebiet 33 Heuschreckenarten nachgewiesen, 29 davon im Kerngebiet. Im Rahmen der Untersuchungen für den Pflege- und Entwicklungsplan wurden 1995 25 Heuschreckenarten erfasst, darunter neun Arten der Langfühler- (Ensifera) und 16 Arten der Kurzfühler- (Caelifera) Heuschrecken.
Sechs Arten werden auf der Roten Liste Deutschlands als gefährdet eingestuft, überwiegend trockenheitsliebende Arten. In früheren Untersuchungen gelang der einzige Nachweis der Steppen-Beißschrecke (Platycelis montana), die in der Roten Liste Brandenburgs als verschollen eingestuft wird (RL 0). Außerdem wurden fünf weitere landesweit gefährdete (RL 3) oder stark gefährdete Arten (RL 2) festgestellt.
Die meisten gefährdeten Heuschreckenarten sind xerophil oder mesophil und als stenöke Arten auf die Trockenrasen beschränkt. In den Talniederungen weisen Großseggenmoore mit lockerer Vegetation wie im Fiddichower Polder und Bereiche mit vielfältiger Verzahnung unterschiedlicher Strukturtypen und Feuchtigkeitsstufen wie Crieort (Polder A) günstige Bedingungen für eine auentypische Heuschreckenbesiedlung auf.
Weiterführende Literatur
Libellen
Insgesamt wurden 48 Libellenarten nachgewiesen, von denen 37 Arten auch 1995 im Rahmen der für den Pflege- und Entwicklungsplan durchgeführten Untersuchungen durch Imaginal-Beobachtungen, Exuvien- und Larvenfunde belegt wurden. 13 Arten stehen auf der Roten Liste Brandenburgs, was die übergeordnete Bedeutung des Untersuchungsgebietes für die Libellenfauna belegt.
Die odonatologische Bedeutung des unteren Odertals macht sich nicht nur an den nachgewiesenen 48 Libellenarten fest, sondern auch an der vital reproduzierenden Population der Asiatischen Keiljungfer (Gomphus flavipes), dem Vorkommen der Gewöhnlichen Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus) und der Grünen Mosaikjungfer (Aeshna viridis). Die Grüne Mosaikjungfer (Aeshna viridis) legt ihre Eier nur an der Krebsschere ab, die Asiatische Keiljungfer (Gomphus flavipes) braucht für ihre Larvalentwicklung die sandigen Uferbereiche der Oder. Beide Arten sind in der Bundesartenschutzverordnung als vom Aussterben bedroht aufgeführt.
Im Laufe ihrer Entwicklung vom Ei bis zum Imago wechseln die Ansprüche der Libellen an ihre Lebensräume ganz erheblich. Entscheidend sind insbesondere die Gewässermorphologie, Fließgeschwindigkeit, Dauerhaftigkeit der Wasserführung und Vegetationsausprägung. Wichtige Lebensräume im Untersuchungsgebiet sind quellige und teilweise beschattete Bäche, pflanzenreiche Altarme und temporäre Gewässer mit wechselnden Wasserständen und sandigen Flussufern.
Laufkäfer
Im Rahmen des Gewässerrandstreifen-Programms wurden in 82 Bodenfallen insgesamt mehr als 13.000 Carabiden gefangen. Daraus wurden für das Kerngebiet in den Jahren 1994 und 1995 insgesamt 204 Laufkäferarten bestimmt. Davon sind 49 Arten auf den Roten Listen von Deutschland und Brandenburg verzeichnet, darunter Ophonus puncticollis und Platynus krynickei als vom Aussterben bedrohte (RL 1), 15 weitere als stark gefährdete Arten (RL 2). Neun Arten sind durch die Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt.
Als wesentliche Umweltfaktoren für die Besiedlung durch Laufkäfer müssen an erster Stelle ausreichende Bodenfeuchtigkeit und Gehölzbestände genannt werden. Im Kerngebiet finden sich die meisten Laufkäfer einerseits auf Trockenrasenstandorten, andererseits auf feuchten bis nassen Offenlandbiotopen, beispielsweise Großseggen- und Röhrichtmooren.
Wildbienen
Im Projektgebiet wurden bisher 138 Wildbienenarten nachgewiesen, von denen 118 im Rahmen der Arbeiten für den Pflege-und Entwicklungsplan erfasst wurden. Weitere 20 Wildbienenarten wurden außerhalb der Probeflächen von Flügel und Franke festgestellt. Faunistisch besonders bemerkenswerte Arten sind die Maskenbiene (Hylaeus cardioscapus) und die Furchenbiene (Lasioglossum pallens). Die Furchenbiene wurde das erste Mal in Brandenburg, die Maskenbiene sogar das erste Mal in Deutschland nachgewiesen.
Naturschutzfachlich bedeutend ist der hohe Anteil an bestandsgefährdeten Arten. 38, also 27,5 % der nachgewiesenen Arten sind in der Bundesrepublik Deutschland bestandsgefährdet. Über die Hälfte der nachgewiesenen Wildbienenarten ist an ein spezielles Nist- oder Nahrungshabitat gebunden.
Die Verbreitung der Wildbienen hängt von geeigneten Nistplätzen, Pollenpflanzen und Materialien für den Brutzellenbau ab. Dementsprechend kommt den trockenwarmen Lebensräumen im Kerngebiet eine besondere Bedeutung zu. Hierzu zählen Trockenrasen, trockene Gruben, Ruderalflächen, Spülflächen und Deichabschnitte mit schütterer Vegetation. Weitere für spezialisierte Arten besonders bedeutsame Lebensräume sind Weichholzauen und Weidengebüsche sowie Feucht- und Nasswiesen.
Schmetterlinge
Von den im Kerngebiet festgestellten 532 Tag- und Nachtfalterarten sind 120 in der Roten Liste Brandenburgs aufgeführt. Davon gelten sechs Arten als vom Aussterben bedroht (RL 1) und 29 als stark gefährdet (RL 2). Nach der Bundesartenschutzverordnung sind 89 der nachgewiesenen Arten besonders geschützt und zwei vom Aussterben bedroht. Als „Art von gemeinschaftlichem Interesse“ ist der Bläuling (Lycaena dispar) in Anhang II der FFH-Richtlinie aufgeführt. Die Art ist an extensiv genutztes Grünland gebunden und wurde außerhalb der Probeflächen auf den Jungfern- und Silberbergen nachgewiesen (vgl. Richter 1979, 1982a, 1982b, 2017).
Mit rund 200 nachgewiesenen Arten erwiesen sich der Gellmersdorfer Forst und die ökologisch reich strukturierten, überwiegend mit Trockenrasen bedeckten Densenberge als besonders artenreich. Die Polder dagegen beherbergen nur wenige Arten. Interessante Schmetterlingsgebiete sind hier nur Großseggenmoore, Röhrichte, Schwimmblattgesellschaften, Erlenbrüche und Laubwälder. Die Grasländer haben wegen der immer noch intensiven Nutzung für die Schmetterlingsfauna nur eine sehr geringe Bedeutung. Auentypische, an Weiden und Pappeln gebundene Arten sind selten oder fehlen ganz, da die im Boden überwinternden Puppenstadien die regelmäßigen, großflächigen Überflutungen in den Nasspoldern nicht überleben. Aber auch die lepidoptere Fauna der Trockenrasenstandorte leidet unter Verinselung und Artenschwund, so dass gerade standorttreue Schmetterlinge auf den Aufbau eines Biotopverbundsystems besonders angewiesen sind.
zurück nach obenFische
Von den nachgewiesenen 45 Fischarten sind 16 nur durch, teilweise Jahrzehnte zurückliegende, Einzelfunde belegt. 27 Arten sind auf den Roten Listen Brandenburgs und Deutschlands verzeichnet.
In den letzten Jahren hat die Fachgruppe Wildfische in Schwedt immer wieder Bestandsaufnahmen durchgeführt und dabei bis 1991 38 Arten nachgewiesen (Beschnidt 1991, 1995). Naturschutzfachlich besonders bedeutsam sind die individuenreichen Vorkommen der überregional bedrohten Arten Bitterling (Rhodeus sericeus amarus), Steinbeißer (Cobitis taenia), Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) und Zope (Abramis ballerus) sowie die regelmäßigen Einzelfunde der Meerforelle (Salmo trutta) und des Flussneunauges (Lampetra fluviatilis).
Im Rahmen der Untersuchungen für den Pflege- und Entwicklungsplan wurden auf 63 repräsentativ ausgewählten Probestrecken 25.000 Fische gefangen. Dabei wurden ganz unterschiedliche Methoden genutzt, angefangen von der Elektrofischerei über die Zug‑, Senk- und Stellnetzfischerei bis hin zum Reusen- und Handnetzfang. Insgesamt wurden auf diese Weise 28 Fischarten, darunter 18 Arten der Roten Liste Brandenburgs nachgewiesen.
Am individuenreichsten war dabei die Plötze (Rutilus rutilus) mit 15.000 Tieren, mehr als 1.000 Exemplare wurden vom Flussbarsch (Perca fluviatilis) und vom Güster (Blicca bjoerkna) gefangen, während Aland (Leuciscus idus), Hecht (Esox lucius), Rotfeder (Scardinius erythrophtalmus) und Ukelei (Alburnus alburnus) mit jeweils über 500 Exemplaren vertreten waren. Bitterling (Rhodeus sericeus amarus), Blei (Abramis brama), Gründling (Gobio gobio), Kaulbarsch (Gymnocephalus cernua), Quappe (Lota lota), Schleie (Tinca tinca), Steinbeißer (Cobitis taenia) und Zope (Abramis ballerus) konnten immerhin noch mit mehr als 100 Exemplaren nachgewiesen werden.
Das Vorkommen und die Verbreitung der Fischarten werden durch ihre artspezifische Bindung an Hauptlebensraumtypen und die Laichplatzansprüche bestimmt. Optimal entwickelt sind im Untersuchungsgebiet die Bestände der an Pflanzen laichenden Stillwasserbewohner. Marin-limnische Arten kommen, abgesehen von Aal (Anguilla anguilla) und Stint (Osmerus eperlanus), nur als Einzelexemplare vor. Strömungsliebende Kieslaicher finden im Gebiet keine Laichplätze und kommen bis auf wenige Ausnahmen nur als zugewanderte Einzelexemplare vor. Für die Reproduktion des Hechts (Esox lucius) sind die Überschwemmungen der Laichwiesen im Frühjahr besonders wichtig.
Fischökologisch bedeutsam sind die beiden Hauptgewässer Oder und Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße, die seenartigen und langgestreckten Poldergewässer, die Gräben im Süden des Kerngebietes, die Odervorlandgewässer und der Unterlauf des Salveybaches. Naturschutzfachlich bedeutsam ist der Nachweis von derzeit im Untersuchungsgebiet noch ungefährdeten, individuenstarken Populationen von Bitterling (Rhodeus sericeus amarus), Quappe (Lota lota), Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis), Steinbeißer (Cobitis taenia) und Zope (Abramis ballerus). Diese bundesweit wie auch im Land Brandenburg hochgradig im Bestand bedrohten Arten besitzen wegen ihrer hohen Ansprüche an ihren Lebensraum eine besondere Indikator-Funktion für den Pflege- und Entwicklungsplan. Einige von ihnen werden nachfolgend in alphabetischer Reihenfolge beschrieben:
Aal (Anguilla anguilla): Der Aal wurde mit 64 Exemplaren an 27 Probestrecken nachgewiesen. Als Lebensraum bevorzugt er Fließ- und Stillgewässer, die mit dem Meer in Verbindung stehen. Durch Besatzmaßnahmen gelangt er auch in isolierte Gewässer. Er besiedelt Gewässer von der Brackwasserzone bis zu 1.000 m Höhe. Seine Lebensweise ist bodenorientiert. Tagsüber versteckt er sich zwischen Wurzeln, Wasserpflanzen oder Höhlungen. Mit Einsetzen der Dämmerung wird er aktiv und geht auf Nahrungssuche. Aale sind gegenüber Gewässerverschmutzung und wasserbaulichen Maßnahmen sehr anpassungsfähig. Zum Ablaichen wandern die Tiere von Juli bis Oktober 5.000 bis 7.000 Kilometer weit in den Westatlantik. Die Eier geben sie in großer Tiefe ab. Wahrscheinlich sterben die Elterntiere danach. Die sich aus den Eiern entwickelnden etwa 6 Millimeter großen, länglichen Larven driften binnen drei Jahren mit dem Golfstrom nach Europa. Hierbei verwandeln sie ihr Aussehen, entwickeln sich im Laufe der Monate zu weidenblattähnlichen, durchsichtigen Leptocephalus-Larven. Mit Erreichen der Küsten wandeln sie sich in ungefähr 65 Millimeter große Glasaale um. Diese steigen als sogenannte Steigaale selbst über größere Hindernisse die Flüsse hinauf, wobei viele von ihnen zu Grunde gehen. Der Aal gilt in der Roten Liste Brandenburgs als potentiell gefährdet (RL 4), in der Roten Liste des Bundes als gefährdet (RL 3). Zwar würde man im Untersuchungsraum auf Grund der Gewässerstruktur und der Wasserbeschaffenheit eine dichtere Aalbesiedlung erwarten können, auf Grund des räumlich weitgespannten Lebenszyklus‘ ist aber eine Beurteilung der Gefährdungssituation für einen relativ begrenzten Lebensraum nicht möglich.
Aland (Leuciscus idus): Der Aland wurde in 724 Exemplaren an 44 Probestrecken nachgewiesen. Er bevorzugt als Lebensraum mittlere bis größere Flüsse und Seen und lebt gesellig, oft in Schwärmen. Sehr alte Tiere kommen manchmal auch als Einzeltiere vor. Von März bis Mai wandern die laichreifen Tiere flussaufwärts, jedes Weibchen legt 40.000 bis 100.000 Eier. Sie haften an Pflanzen und Steinen. Die Nahrung besteht aus Würmern, Kleinkrebsen und Insektenlarven. In den Roten Listen Brandenburgs und Deutschlands wird der Aland als gefährdet (RL 3) geführt. Im Untersuchungsgebiet ist die Bestandssituation günstig und eine Gefährdung zurzeit auszuschließen.
Bitterling (Rhodeus sericeus amarus): Der Bitterling wurde in 331 Exemplaren auf 13 Probestrecken gefangen. Er bevorzugt pflanzenreiche Uferregionen stehender und langsam fließender Gewässer mit sandigem bis schlammigem Grund. Er ist eine gesellig lebende Kleinfischart, die zur Fortpflanzung Muscheln benötigt. In der Laichzeit zwischen April und Juni führt das Männchen ein Weibchen zu einer ausgewählten Muschel, die gegen konkurrierende Paare verteidigt wird. Mittels der Legeröhre, welche das Weibchen in die Ausströmöffnung der Muschel einführt, werden bei dem sich mehrfach wiederholenden Laichvorgang jeweils wenige Eier zwischen den Muschelkiemenlamellen platziert. Anschließend gibt das Männchen über der Einströmöffnung der Muschel seinen Samen ab, der über den Wasserstrom zu den Eiern gespült wird. Pro Laichperiode können die Weibchen 40 bis 100 Eier legen. Im Kiemenraum der Muschel findet die Entwicklung der Embryonen statt. Nach zwei bis drei Wochen schlüpfen die Fischlarven, um dann etwas später als schwimmfähige Brut die Muschel zu verlassen. Die dann etwa 10 mm großen Larven ernähren sich zunächst von Plankton. Sind die Tiere herangewachsen, fressen sie wirbellose Kleintiere und Algen. Auch der Bitterling wurde nur in den Poldergewässern nachgewiesen und zwar sowohl im Trockenpolder als auch im Nasspolder. Die brandenburgische Rote Liste führt ihn als vom Aussterben bedroht (RL 1), die bundesdeutsche Rote Liste als stark gefährdete Art (RL 2). Im Untersuchungsgebiet selbst ist er nicht gefährdet.
Flussbarsch (Perca fluviatilis): Der Flussbarsch wurde mit 3.925 Exemplaren auf 60 Probestrecken gefangen. Als Lebensraum besiedelt er ein breites Spektrum von Fließ- und Stillgewässern. Er tritt von Brackwassergebieten bis zu Gebirgsgewässern in 1.000 m Höhe auf. Die Biologie dieser Art ist gekennzeichnet durch die große Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Umweltbedingungen. In der Jugend sind die Flussbarsche schwarmbildend, im Alter treten sie als Einzelgänger auf. Zur Jagd bilden die Barsche häufig Jagdtrupps und treiben andere Fische zu Pulks zusammen, um dann auf die Beute vorzustoßen. Laichzeit ist zwischen März und April, die Eiablage erfolgt in Form von bis zu jeweils 1 m langen Gallertbändern im Uferbereich an Pflanzen, Wurzeln und Steinen. Jungbarsche fressen wirbellose Kleintiere, ältere Barsche überwiegend Fische.
Hecht (Esox lucius): Der Hecht wurde in 597 Exemplaren auf 51 Probestrecken nachgewiesen. Als Lebensraum bevorzugt er langsam strömende Fließgewässer mit Stillwasserzonen, Altwasserarme und Seen. Er liebt klare, verkrautete Flachseen mit Kiesgrund. Vom Brackwasser bis zu 1.500 m Höhe kann er Gewässer besiedeln. Der Hecht ist ein standorttreuer, revierbildender Raubfisch, der keinen Artgenossen in sein Revier eindringen lässt. Als Einzelgänger lauert er regungslos in Verstecken auf Beute. Durch seine Färbung und sein Verhalten ist er so gut getarnt, dass Fische und andere Beutetiere nahe an ihn heranschwimmen, ohne ihn wahrzunehmen. Hechte laichen zwischen Februar und Mai in krautreichen Flachwasserzonen, überschwemmten Uferwiesen sowie in Gräben. Die klebrigen Eier werden an Grashalmen und Wasserpflanzen abgelegt. Je nach Wassertemperatur schlüpfen die Larven nach 10 bis 30 Tagen. Die Brut ernährt sich zunächst von Kleinkrebsen, später von Insektenlarven und wirbellosen Tieren. Bei größeren Hechten stellen Fische die Hauptnahrung dar. Daneben werden aber auch Krebse, Frösche, Wasservögel und Kleinsäuger gefressen. In der Stromoder und in der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße wurde der Hecht vergleichsweise selten nachgewiesen, häufig dagegen in dem Odervorlandgewässer des Trockenpolders. Während er im Trockenpolder selbst selten ist, trifft man ihn im Criewener Polder häufiger, noch zahlreicher im Schwedter Polder und am häufigsten im Fiddichower Polder. Überall wurden sowohl Jungfische als auch erwachsene Tiere nachgewiesen. Letztere bevorzugten dabei die großen seenartigen Gewässer, während sich die Jungtiere vor allem in den stark verkrauteten, langgestreckten, Fließgewässern ähnlichen Gräben aufhielten. In den Roten Listen Brandenburgs und Deutschlands wird der Hecht als gefährdet (RL 3) geführt.
Plötze (Rutilus rutilus): Von der Plötze wurden insgesamt 15.331 Individuen auf 60 Probestrecken gefangen. Sie ist damit der mit Abstand häufigste Fisch im unteren Odertal. Ihr Lebensraum sind stehende und langsam fließende Gewässer. Sie kann auch in das Brackwasser vordringen. Sie gilt als anpassungsfähiger und gegen Wasserverschmutzung relativ unempfindlicher Schwarmfisch. In verkrauteten Uferbereichen und im Freiwasser ist sie regelmäßig anzutreffen. Bei fehlendem Raubfischbestand neigt sie zur Massenentwicklung und dann zur Verbuttung. Die Laichzeit liegt zwischen Mai und April, die Laichschwärme legen ihre Eier bevorzugt im Flachwasser an Pflanzen, Wurzelwerk und auf Steinen ab. Je nach Größe legen die Weibchen 50.000 bis 100.000 Eier. Die nach vier bis zehn Tagen schlüpfenden Larven verbrauchen zunächst ihren Dottersack und fressen später Plankton und wirbellose Kleintiere.
Quappe (Lota lota): Die Quappe wurde mit 341 Exemplaren auf 27 Probestrecken nachgewiesen. Sie besiedelt damit rund die Hälfte aller untersuchten Gewässer. Als Lebensraum bevorzugt sie Seen und Fließgewässer, vor allem kühles, klares und sauerstoffreiches Wasser. Sie kommt vom Brackwasserbereich bis in Höhenlagen von 1.200 m vor. Die Quappe ist ein nachtaktiver Bodenfisch. Sie laicht zwischen November und März nach zum Teil sehr ausgeprägten Laichwanderungen. Die Eier enthalten eine Ölkugel und sind planktisch. Die Entwicklungszeit beträgt, je nach Wassertemperatur, zwischen 45 und 75 Tagen. In der Roten Liste Brandenburgs wie auch des Bundes wird die Quappe als gefährdet (RL 2) eingruppiert. Starke Bestandseinbrüche charakterisieren bundesweit die Gefährdungssituation. In vielen Bereichen sind die Bestände fast erloschen. Wie bei der Zope sind vor allem wasserbauliche Maßnahmen und die Wasserverschmutzung für den Bestandsrückgang verantwortlich zu machen. Nur in wenigen Gewässern gibt es noch intakte Populationen. Im Untersuchungsgebiet stellt sich die Quappe als ungefährdete Art dar. Die Altersstruktur lässt auf geeignete Fortpflanzungsbedingungen schließen. Auch scheint sich die Gewässergüte nicht nachteilig auf die Population auszuwirken.
Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis): Der Schlammpeitzger wurde in 25 Exemplaren an 5 Probestrecken nachgewiesen. Als Lebensraum bevorzugt er pflanzenreiche Stillgewässer, Tümpel, Weiher sowie Uferzonen, Altwasser und Überschwemmungsflächen von Flüssen. Auch in langsam fließenden Wiesengräben und Bächen ist er zu finden. Der Schlammpeitzger ist ein nachtaktiver, stationärer Bodenfisch. Tagsüber hält er sich bodennah zwischen Wasserpflanzen, Wurzeln oder im Schlamm verborgen. Da er bis zu zwei Drittel seines Sauerstoffbedarfs mit Hilfe seiner Hautatmung decken kann, ist er an diese Lebensverhältnisse angepasst. Großen Sauerstoffmangel im Gewässer kann der Schlammpeitzger durch Luftschlucken in dem blutgefäßreichen Darm überbrücken. Die verbrauchte Luft wird über den After ausgestoßen. Ein Trockenfallen des Wohngewässers überstehen die Tiere mehrere Monate, bis zu 75 cm tief in den Bodengrund eingegraben. Zur Laichzeit zwischen April und Juni werden die klebrigen, bräunlichen Eier (bis zu 150.000 Stück) an Wasserpflanzen abgelegt. Die Larven besitzen fadenförmige äußere Kiemen. Die Nahrung bilden wirbellose Kleintiere und modernde Pflanzenteile sowie Aas. Auch der Schlammpeitzger besiedelt ausschließlich die Poldergewässer, vor allem kleinere, stark verkrautete und verschlammte Gräben.
Steinbeißer (Cobitis taenia): Der Steinbeißer wurde auf 29 Probestrecken mit 163 Exemplaren nachgewiesen. Als Lebensraum bevorzugt er klare Bäche, Flüsse und die Uferregion von sandigen Seen. Er ist ein stationärer Bodenfisch. Die Tiere graben sich tagsüber bis zum Kopf ein, um in der Dämmerung und nachts den Boden nach Nahrung zu durchsuchen. Mit Hilfe der Bartfäden finden sie ihre Nahrung, die aus Kleintieren wie Rädertieren, Hüpferlingen, Wasserflöhen und Muschelkrebsen, aber auch aus abgestorbenen organischen Bestandteilen besteht. Die Laichzeit liegt zwischen April und Juni. Dabei werden die klebrigen Eier an Steinen, Wurzeln und Wasserpflanzen abgelegt. In der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße wurde der Steinbeißer kaum, in der Oder vereinzelt festgestellt. Der Schwerpunkt seiner Verbreitung liegt in den Poldergewässern, im Trockenpolder wie in den Nasspoldern. Am häufigsten ist der Steinbeißer im Schwedter Polder, seltener im Criewener Polder und nur vereinzelt im Fiddichower Polder zu finden. Er besiedelt dort vor allem kleinere, langgestreckte, Fließgewässern ähnliche Gewässertypen. In allen Probestrecken im Polderraum wurden sowohl junge als auch erwachsene Tiere nachgewiesen, so dass von einer normalen Reproduktion im Untersuchungsraum ausgegangen werden kann. Die Rote Liste Brandenburgs und Deutschlands stuft den Steinbeißer als stark gefährdet (RL 2) ein. Für das Untersuchungsgebiet gilt diese Gefährdung zurzeit nicht.
Ukelei (Alburnus alburnus): Von der Ukelei wurden 624 Individuen auf 31 Probestrecken gefangen. Ihr bevorzugter Lebensraum sind stehende und langsam fließende Gewässer. Sie ist ein oberflächenorientierter Schwarmfisch, der selbst in der Gewässermitte regelmäßig anzutreffen ist. Ihre Hauptverbreitung hat sie, wie die meisten anderen Arten auch, in Ufernähe. Typisch für die Ukelei sind Massenvorkommen. Während der Laichzeit zwischen April und Juni suchen die Fische seichte Uferstellen auf, wo sie ungefähr 1.000 bis 1.500 Eier an Steinen, Wurzelwerk und Pflanzen ablegen. Die Nahrung bilden wirbellose Kleintiere, Anfluginsekten und Plankton. Die Ukelei wird in der Roten Liste Brandenburgs als gefährdete Art (RL 3) geführt, auf Bundesebene ist sie nicht gefährdet.
Zope (Abramis ballerus): Die Zope wurde in insgesamt 470 Exemplaren an zwei Probestrecken ausschließlich mit Zugnetzen gefangen. Sie gilt als eine Freiwasserart der langsam fließenden Flachlandgewässer, Flussseen und selten auch der Brackwasserzonen. Zur Laichzeit zwischen April und Mai wandern die Zopen flussaufwärts, um in Gruppen zwischen flachen, durchströmten Wasserpflanzenbeständen oder überschwemmten Landpflanzen zu laichen. Pro Weibchen werden 4.000 bis 25.000 klebrige, an den Pflanzen haftende Eier abgegeben. Die Nahrung besteht im Fluss überwiegend aus Plankton, Krebsen und Insektenlarven. Im Winter, bei geringem Planktonangebot, zieht sich die Zope in tiefe Bereiche der Gewässer zurück. Sie gilt auf der Roten Liste Brandenburgs als stark gefährdet (RL 2), auf der Roten Liste der Bundesrepublik Deutschlands als gefährdet (RL 3). Die rückläufige Bestandsentwicklung lässt sich auf die Reduktion geeigneter Laichgewässer zurückführen. Im Untersuchungsgebiet scheint sie derzeit ungefährdet zu sein.
Natürlich ist es schwierig, die Gewässerstandorte entsprechend ihrer Eignung für die Fischfauna zu kategorisieren. Die Oder, die Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße und die Poldergewässer unterscheidend, kann man trotzdem folgende Verallgemeinerungen machen:
In der Oder war die Artenvielfalt unterdurchschnittlich an den mit Schutzsteinen befestigten Uferabschnitten ohne Röhricht und Gehölzufervegetation. Hier dominiert normalerweise die Plötze, während anspruchsvolle Arten wie Steinbeißer nicht vorkommen.
Durchschnittlich bedeutsam sind an der Oder Gewässerstrecken zwischen den Buhnenfeldern sowie in den Abschnitten mit stark überwachsenen, ursprünglich mit Steinschüttungen ausgebauten Uferzonen. Sie weisen alle verhältnismäßig naturnahe Uferstrukturen auf. Hier sind Gehölzbestände oder dichte Röhrichte charakteristisch, die Dominanz der Plötze ist geringer entwickelt. Auf Grund der häufigeren Vorkommen anderer Arten ist die Artenstruktur insgesamt ausgeglichener. Regelmäßig treten Steinbeißer und Quappe als Arten mit besonderer Indikatorbedeutung auf.
Aus fischökologischer Sicht können an der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße in den schmalen, kanalartigen, mit Schutzsteinen befestigten Abschnitten nur unterdurchschnittliche Probestrecken nachgewiesen werden. Durchschnittlich bedeutsame Probestrecken befinden sich in Bereichen, in denen die Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße durch alte Oderarme geführt wird und deshalb naturnahe Profile und Uferformen vorherrschen. Bei den nach Art und Größe unterschiedlichen Poldergewässern können als unterdurchschnittlich die stark verschlammten und flachen Seenbereiche mit gering entwickelter Wasserpflanzendichte bezeichnet werden. Hier dominieren Plötze und Flussbarsch, anspruchsvollere Arten wie Bitterling und Steinbeißer fehlen. Die durchschnittlich bedeutsamen Flächen liegen meist an größeren Seen, die in den Flachwasserzonen noch ausgeprägtere Tiefenbereiche aufweisen. Die Flachwasserzonen sind meist wasserpflanzenbestanden, die Ufer oft bis unmittelbar an das Wasser als Weide genutzt. Überdurchschnittlich bedeutsam sind Seen mit einer typischen Zonierung der Wasserpflanzenbestände und mit zumindest teilweise baumbestandenen Ufern. Flachwasserzonen und Tiefenbereiche stehen in einem ausgewogenen Verhältnis. Charakteristisch für die Probestrecken ist das Vorkommen von Steinbeißer und Bitterling sowie von den Stillgewässerarten Rotfeder und Schleie.
Weiterführende Literatur
Amphibien
Während in der Oderaue selbst bis Mitte der 90er Jahre keine gezielten Untersuchungen der Amphibienfauna durchgeführt wurden, begann aber immerhin schon Mitte der 80er Jahre der Schwedter Biologielehrer, Jörg Wilke, mit seinen Schülern regelmäßig die Kleingewässer (Feldsölle) des ostuckermärkischen Hügellandes zu kartieren.
Bei den Untersuchungen für den Pflege- und Entwicklungsplan konnten durch Verhören der Stimmen und gezieltes Absuchen geeigneter Gewässer – jede Probefläche wurde im Frühjahr sieben- bis neunmal begangen, davon zweimal nachts – insgesamt zehn Amphibienarten festgestellt werden. Gegenwärtig kommen elf Arten im Nationalparkgebiet vor (HAFERLAND 2012). Alle stehen unter dem Schutz der Bundesartenschutzverordnung. Neun Arten sind auf den Roten Listen Deutschlands und Brandenburgs, fünf in der FFH-Richtlinie verzeichnet. Die Amphibienarten werden in abnehmender Häufigkeit genannt: Teichfrosch (Rana kl. esculenta), Seefrosch (Rana ridibunda), Erdkröte (Bufo bufo), Moorfrosch (Rana arvalis), Grasfrosch (Rana temporaria), Knoblauchkröte (Pelobates fuscus), Rotbauchunke (Bombina bombina), Teichmolch (Triturus vulgaris) und Laubfrosch (Hyla arborea). Die Wechselkröte (Bufo viridis) wurde damals nur außerhalb der Probeflächen festgestellt, gegenwärtig trifft man diese Art gelegentlich im südlichen Teil des Nationalparks an (HAFERLAND 2012). Im Projektgebiet kommt also die Hälfte der in der Bundesrepublik Deutschland heimischen Amphibienarten vor, 14 davon leben in Brandenburg. Der Kammmolch (Triturus cristatus) und der Kleine Wasserfrosch (Rana lessonae), die von Wilke (1995) im Raum Schwedt/Angermünde nachgewiesen werden konnten, wurden im Kerngebiet nicht gefunden.
Die beiden Grünfrösche kamen in allen Untersuchungsgebieten vor, auch die Erdkröte war recht weit verbreitet. Rotbauchunke, Laubfrosch, Knoblauchkröte und Moorfrosch meiden die tiefliegenden Teile der Nasspolder. Sie haben im Bereich des Lunow-Stolper Polders (Trockenpolder) ihren Verbreitungsschwerpunkt, besiedeln aber zunehmend die Flutungspolder und erweitern ihr Vorkommensgebiet, wie Laubfrosch, nach Norden. Erdkröte und Grasfrosch siedeln vorzugsweise in den Wiesen und Feuchtwäldern am Fuße der Talhänge nördlich und südlich von Stolpe.
Ein typisches, artenreiches Amphibiengewässer weist sauberes Wasser, ausgeprägte Flachwasserzonen mit Submersvegetation und eine strukturreiche Umgebung auf. Amphibien überwintern an frostgeschützten Stellen, die meisten vergraben sich an Land in Spalten und Höhlungen. Die wechselwarmen Tiere überdauern die kalte Jahreszeit, indem sie in Kältestarre verfallen.
Kurzfristige Überflutungen und Grundwasserstandanstiege werden in dieser Zeit von allen Arten toleriert. Bei langfristigen Überflutungen ertrinken viele der normalerweise auf dem Lande überwinternden Amphibien. Anders sieht es beim Seefrosch und dem Teichfrosch aus, die im Gewässer überwintern. Ihre Populationen werden durch die winterlichen Überflutungen nicht nachhaltig beeinträchtigt.
Wegen der artenreichen Amphibienbestände sind der Lunow-Stolper Polder, das Odervorland entlang dieses Polders und der Bereich Crieort besonders bedeutsam, charakteristisch für die Nasspolder sind die außerordentlich individuenreichen Seefroschbestände. Die Erhebungen zeigen, wie wichtig der Trockenpolder gerade für die Amphibien ist.
Weiterführende Literatur
Reptilien
Auch für Reptilien gab es im unteren Odertal bis Anfang der 90er Jahre keine systematischen Untersuchungen, sondern lediglich Zufallsbeobachtungen von ehrenamtlichen Naturschützern und der Naturwacht. Im Rahmen der Untersuchungen für den Pflege- und Entwicklungsplan konnten durch gezieltes Absuchen vorhandener Versteckmöglichkeiten und durch die Konstruktion künstlicher Verstecke insgesamt vier Reptilienarten festgestellt werden: Die Zauneidechse (Lacerta agilis) war vor allem auf den Trockenhängen häufig, wurde aber auch gelegentlich im Poldergebiet nachgewiesen. Die Waldeidechse (Lacerta vivipara) konnte nur auf zwei Flächen am Rande von Feuchtwiesen, die Blindschleiche (Anguis fragilis) nur an den Trockenrasen- und Hangwaldstandorten beobachtet werden, während die Ringelnatter (Natrix natrix) im Poldergebiet fast flächendeckend vorkommt.
Aus dem unteren Odertal liegt auch ein früherer Nachweis der Glattnatter (Coronella austriaca) (1989) vor, drei Exemplare der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) wurden im Criewener Polder entdeckt, also insgesamt seit 1989 sechs Reptilienarten, die nach der Roten Liste des Landes Brandenburg bedroht sind und unter dem Schutz der Bundesartenschutzverordnung stehen.
Als überregional bedeutend kann der großflächige Bestand der Zauneidechse und der Ringelnatter eingestuft werden. Ansonsten sind gerade die Nasspolder keine geeigneten Reptilienhabitate, nicht zuletzt wegen der regelmäßigen Überflutungen, denen nur die schwimmende Ringelnatter gewachsen ist. Aber auch sie benötigt überschwemmungssichere Winterquartiere.
Aus der Sicht des Reptilienschutzes sind die gewässernahen Trockenrasen und Spülsandflächen als potentielle Eiablageplätze der Sumpfschildkröte wichtig, für die Zauneidechse als Lebensraum die Talflanken mit ihren exponierten Trockenrasen und Trockenwäldern.
Weiterführende Literatur
Vögel
- Vögel nach Habitaten:
- Wasservogelzählung
Im Rahmen der Erarbeitung des Pflege- und Entwicklungsplans wurde für die Brutvögel eine flächendeckende Leitartenkartierung erstellt. Diese Liste aller seit 1961 im Gebiet beobachteten Brutvögel umfasste 161 Arten, von denen 141 regelmäßig brüteten. Diese Artenliste wurde in den letzten Jahren gründlich überarbeitet (HAFERLAND 2010, 2012) und umfasst gegenwärtig 293 Arten, die in den Grenzen des Nationalparks festgestellt wurden. 63 Arten (davon 51 als Brutvögel) stehen auf der Roten Liste Brandenburgs, 46 auf der Roten Liste Deutschlands, 18 Arten sind laut Bundesartenschutzverordnung vom Aussterben bedroht, 51 werden als besonders schützenswert in der EU-Vogelschutzrichtlinie geführt (s. Tabelle 2). Mindestens 14 Arten haben über 10 % ihres brandenburgischen Brutbestandes im unteren Odertal, also auf 0,3 % der Landesfläche, bei Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger) sind es sogar 30 %, beim Wachtelkönig 17 % des weltweit gefährdeten, bundesdeutschen Bestandes.
Die 147 gegenwärtig regelmäßig im Gebiet brütenden Arten umfassen 85 % der brandenburgischen Brutvogelarten. Davon liegen 17 Arten in den Gefährdungskategorien (RL 1) und (RL 2) der Roten Liste Deutschlands.
Auf den damaligen Probeflächen wurden für viele der häufigeren Singvögel Siedlungsdichten gefunden, die im mitteleuropäischen Vergleich zu den höchsten zählen. Für 14 Zugvogelarten ist das Ein-Prozent-Kriterium der Ramsar-Konvention regelmäßig oder in einzelnen Jahren überschritten. Es besagt, dass mindestens 1 % einer Großpopulation regelmäßig in einem Gebiet rastet. Bundesweite Bedeutung hat das Projektgebiet auf Grund der während der Zugzeiten hohen Individuenzahlen zusätzlich für Kampfläufer (Philomachus pugnax), Bekassine (Gallinago gallinago), Bruchwasserläufer (Tringa ochropus), Zwergschnepfe (Lymnocryptes minimus) und Wasserpieper (Anthus spinoletta). Der Wachtelkönig (Crex crex) hat im unteren Odertal eines seiner größten Vorkommen in Deutschland. 30 Prozent des bundesdeutschen Brutbestandes der Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger) befinden sich im unteren Odertal. Der Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludico) kommt in Deutschland nur noch im unteren Odertal mit gegenwärtig nur noch unregelmäßig singenden Männchen vor.
Über zehn Prozent des brandenburgischen Brutbestandes konzentrieren sich für weitere elf Arten im unteren Odertal. Davon erreichen hier Sprosser (Luscinia luscinia), Schlagschwirl (Locustella fluviatilis) und Karmingimpel (Carpodacus erythrinus) ihre gegenwärtig westliche Verbreitungsgrenze. Der Gänsesäger (Mergus merganser) hat im unteren Odertal sein größtes Vorkommen und weitet es jährlich aus. Dem Kormoran (Phalacrocorax carbo) gelang im unteren Odertal erst 1994 der Aufbau einer größeren Brutkolonie am Wrechsee bei Schwedt, nachdem mehrere Brutversuche in den Jahren zuvor durch aktive Vergrämung vereitelt worden waren.
Ornithologisch besonders bedeutsam sind Nasspolder mit Altwässern, Trockenrasen mit Gebüschen und naturnahe Waldbestände. Da vor allem viele Vogelfreunde das untere Odertal besuchen, scheint es zweckmäßig zu sein, auf einige besonders interessante Arten, nach Lebensräumen geordnet, ausführlicher einzugehen. Den Beginn machen die Biotope der Oderaue.
Eine aktuelle kommentierte Artenliste findet sich bei HAFERLAND, H.-J. (2010): Artenliste der Vögel des Nationalparks Unteres Odertal, In: Vössing, A. (Hrsg.) Nationalpark-Jahrbuch Unteres Odertal (7), 115–130, Nationalparkstiftung Unteres Odertal, Schloss Criewen, Schwedt/O. Ergänzt wurde diese Liste 2012 (HAFERLAND 2012).
Feuchtwiesen
Der Kiebitz (Vanellus vanellus) bevorzugt für seine Ansiedlung eine nicht zu hohe und eine nicht zu dichte Vegetation auf bewirtschafteten Wiesen und Weiden mit Vernässungsstellen. Dementsprechend kommt der Kiebitz schwerpunktmäßig in den Nasspoldern vor, wo er sich auf die feuchtesten Bereiche konzentriert, insbesondere auf die Senken vor der Papierfabrik im Fiddichower und im Schwedter Polder. Durch das schnelle Abpumpen des Wassers wird ein Teil der Kiebitzreviere später wieder verlassen. Im Trockenpolder werden neben dem feuchten Odervorland Vernässungsstellen im Ackerland besiedelt, aber kaum das bewirtschaftete Grünland. Im Friedrichsthaler Polder gibt es eine Konzentration auf feuchtem, aber dennoch genutztem Grünland.
Die Bekassine (Gallinago gallinago) bevorzugt eine eher hohe Vegetation, gerne auch unbewirtschaftete Flächen, beispielsweise sehr feuchte, staunasse Wiesen. Im Fiddichower und im Friedrichsthaler Polder ist sie gut vertreten, im Trockenpolder konzentriert sie sich auf die wenigen vernässten Bereiche. Auch für die Bekassine wird ein möglicher Bruterfolg durch das frühe Abpumpen der Nasspolder häufig zunichte gemacht (KUBE 1988A und B, DITTBERNER 2014).
Der Lebensraum des Großen Brachvogels (Numenius arquata) sind großräumige, feuchte, möglichst kurzgrasige und nicht zu dicht wachsende Wiesen und Weiden mit Vernässungsstellen und offenem Wasser. Von den Wiesenlimikolen toleriert der Brachvogel am ehesten eine etwas intensivere Bewirtschaftung. Die wenigen Brutpaare im unteren Odertal beschränken sich auf den Friedrichsthaler Polder südlich von Gartz (Oder).
Ähnlich wie Uferschnepfe und Kiebitz besiedelt der Rotschenkel (Tringa totanus) feuchtes, nicht zu hoch- und dichtwüchsiges Grünland. Wichtig sind größere Vernässungsstellen mit schlammigem Ufer und übersichtlicher Vegetation. Der Rotschenkel kommt hauptsächlich in den Nasspoldern vor, einige Paare brüten aber auch im Friedrichsthaler Polder und im Odervorland Lunow-Stolzenhagen.
Der Wachtelkönig (Crex crex) besiedelt Grünland mit einer Vegetationshöhe von 30 bis 50 cm und mit bodennaher, dichter, aber noch durchdringbarer Vegetation auf feuchtem, aber nicht überflutetem Grund. Er besetzt nach seiner Ankunft (Ende April) Anfang Mai zunächst relativ hochwüchsige Wasserschwadenriede, Rohrglanzgraswiesen und Seggenriede, während eine verstärkte Einwanderung in Fuchsschwanzwiesen im Laufe des Frühjahres erfolgt. Günstig für den Wachtelkönig sind sowohl feuchte Senken als auch erhöhte und etwas trockenere Stellen im Grünland sowie einzelne Büsche, die er als Singplatz, sowie Hochstaudensäume, die er als Mauserplätze nach der Brutzeit nutzt. Das untere Odertal ist eines der wichtigsten Brutgebiete des Wachtelkönigs in Deutschland. Die meisten Vögel brüten im Nasspolder. Der Friedrichsthaler Polder wird seit einigen Jahren zunehmend besiedelt, im Trockenpolder werden rufende Tiere an wenigen feuchten Stellen und vor allem immer wieder im Odervorland festgestellt. Vor allem ist der Wachtelkönig an der Langen Rehne, am Heuzug und im Schwedter Polder zu finden.
Die letzten Brutgebiete des Seggenrohrsängers (Acrocephalus paludicola) beschränken sich auf den Polder 5/6, wo in den letzten Jahren umfangreiche Maßnahmen im Rahmen eines E + E – Vorhabens zur Erhaltung und Wiederherstellung von Lebensräumen der Art durchgeführt wurden. Von dieser global bedrohten Vogelart werden Grünlandflächen mit feuchtem bis nassem Grund und Seggenbeständen besiedelt. Die Seggen, vor allem Carex gracilis, können großflächig bestandsbildend oder auch auf kleinere inselartige Vorkommen in Rohrglanzgraswiesen beschränkt sein. Es sind sogar regelmäßige Gesangsplätze in reinen hochwüchsigen Rohrglanzgraswiesen ohne Seggen festgestellt worden.
Gewässer
Der Rothalstaucher (Podiceps grisegena) liebt nicht zu tiefe, durchsonnte Gewässer mit dichter Submersvegetation und Schwimmblattpflanzen, vor allem kleinere Gewässer, beispielsweise Feldsölle, Altarme und Überschwemmungsflächen. Als Brutvogel ist der Rothalstaucher im unteren Odertal auf die Nasspolder beschränkt. Die meisten Ansiedlungsversuche im Polder A/B auf überschwemmten Wiesen scheitern am Abpumpen der Nasspolderflächen.
Der Eisvogel (Alcedo atthis) liebt kleinfischreiche Gewässer mit geeigneten Ansitzwarten. Brutplätze befinden sich in Abbruchkanten an Fließgewässern und Gräben, an Abgrabungsstellen oder in Wurzeltellern umgestürzter Bäume. Im unteren Odertal ist der Eisvogel recht gleichmäßig über das gesamte Gebiet verbreitet. Brutplätze sind sowohl an Altarmen im Polder als auch im Bereich der Hangwälder bekannt.
Die Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger) ist als Koloniebrüter auf die Besiedlung von Standgewässern und Altarmen mit ausgeprägter Schwimmblattvegetation, früher besonders der Krebsschere, heute meist der See- oder Teichrosen, spezialisiert (vgl. Krummholz und Krätke 1982) bzw. auf künstliche Nisthilfen. Sie brütet auch auf Gras- oder umgeknickten Schilfbulten oder kleinen Schlammflächen am Ufer. Stehen großflächige und dauerhaft überschwemmte Wiesen zur Verfügung, nutzen Trauerseeschwalben aus ihnen herausragende Grasbulten als Brutplätze. Dies wurde im unteren Odertal beispielsweise 1994 während der langandauernden Überflutung registriert (Grimm 1995). Ein Bruterfolg blieb aber wegen des Abpumpens des Nasspolders aus. Im unteren Odertal brüten die Trauerseeschwalben vor allem in kleineren Kolonien an vielen Altarmabschnitten, beispielsweise im Criewener oder im Schwedter Polder. Diese kleineren Kolonien reagieren auf Störungen äußerst empfindlich. Der Bestand unterliegt jährlich starken Schwankungen, die auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sind. Im jahr 2017 brüteten z. Bsp. an sieben Stellen mit insgesamt 215 Paaren Trauerseeschwalben, wobei ca. 140 pulli schlüpften, davon wurden mindestens 72 flügge (Krummholz, unveröffentlicht).
Röhricht
Das Blaukehlchen (Luscinia svecica) findet im unteren Odertal gute Lebensbedingungen. Als Brutplatz bevorzugt es Verlandungszonen mit Röhricht und Weidengebüsch. Wichtig sind Stellen mit schütterem Bewuchs zur Nahrungssuche am Boden, freier Zugang zum Wasser, aber auch Bereiche mit dichter und deckungsreicher Vegetation. Diese Bedingungen erfüllen vor allem junge Sukzessionsstadien, wie sie insbesondere durch die dynamischen Prozesse eines Fließgewässers immer wieder neu entstehen. In Brandenburg ist die Art weitgehend auf die Flussauen und einige größere Seen beschränkt, während in anderen Gebieten Deutschlands auch häufig Sekundärbiotope und zunehmend sogar Gräben der Agrarlandschaft besiedelt werden. Im unteren Odertal brüten die Blaukehlchen vor allem im Fiddichower Polder bei Friedrichsthal, aber auch vereinzelt im Trockenpolder.
Der Feldschwirl (Locustella naevia) brütet in Gras- und Hochstaudenfluren der offenen und halboffenen Landschaft. Die Krautschicht muss dicht, aber am Grunde durchdringbar sein und überragende Stengel als Singwarte aufweisen. Im unteren Odertal brütet er in den Poldern sowohl am Randbereich der Röhrichte wie an Weg- und Grabensäumen und in den feuchten Grünlandflächen, wobei er brachliegende Wiesen und Weiden bevorzugt. Er brütet auch an den Rändern der Weichholzauenbestände, beispielsweise am Nordrand der Schwedter Querfahrt und nordöstlich von Crieort, in den Talrandbereichen auch in offenen Quellmooren und in Hochstaudenfluren auf Trockenrasenstandorten. Die Art profitiert von der Schaffung von Wildniszonen und der extensiven Grünlandnutzung.
Der Rohrschwirl (Locustella luscinioides) nistet gewöhnlich in größeren Schilfröhrichten. Es werden die landseitigen, mit einer dichten Bodenschicht aus Seggen und Kräutern sowie altem Schilf versehenen Bereiche bevorzugt besiedelt. Im unteren Odertal finden sich solche Lebensräume vielfach an den Ufern der Altarme und in den Röhrichtstreifen im Odervorland. In den letzten Jahren wurden zunehmend auch schilffreie, brachliegende Grünländer besiedelt, sofern sie auf feuchtem Grund stehen und neben Seggen und Rohrglanzgras auch weitere Kräuter und Stauden aufweisen. Im Nasspolder brütet der Rohrschwirl vor allem im Polder 10, im Wrechseegebiet, aber auch an den Schilfstreifen der Altarmufer, außerdem in der Nordostspitze des Trockenpolders, am Stolper Strom und bei Friedrichsthal. Die Art nahm in den letzten Jahren deutlich zu.
Ähnlich wie der Rohrschwirl besiedelt auch der Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) mit einer reichen Seggen- und Krautschicht durchsetzte Röhrichte. Im Unteren Odertal sind vielerorts die Röhrichtstreifen an den Altarmen dicht besiedelt, selbst wenn sie nur wenige Meter breit sind. In den feuchteren Bereichen kommt der Schilfrohrsänger auch flächendeckend im Grünland vor, sofern Seggenbestände oder hochwüchsige Rohrglanzgraswiesen auf feuchtem Grund vorherrschen. Auch diese Art profitiert von der abnehmenden Bewirtschaftungsintensität. Der Schilfrohrsänger besiedelt das Poldergebiet in ähnlicher Verbreitung wie der Rohrschwirl. Auch im Friedrichsthaler Polder sind die Altarmränder in hoher Dichte besiedelt, insbesondere nördlich von Friedrichsthal.
Das Vorkommen des Drosselrohrsängers (Acrocephalus arundinaceus) beschränkt sich auf hohe, wasserständige Schilfbestände ohne nennenswerte Krautschicht. Obgleich die meisten Vorkommen in größeren Schilfbeständen an Altarmen, beispielsweise am Wrechsee oder im Odervorland, zu finden sind, werden gelegentlich auch bemerkenswert kleine Röhrichtflächen besiedelt, beispielsweise an einigen Stellen im Trockenpolder. Weitere Schwerpunkte liegen am Welsebogen und am Ufer der Westoder südlich von Gartz und bei Staffelde.
Die folgenden Biotope finden sich sowohl in der Oderaue als auch in den Hangwäldern.
Gehölze
Der Sprosser (Luscinia luscinia) besiedelt Weichholzauen und kleinere Weidengebüsche auf feuchtem Grund mit stellenweise fehlender, stellenweise aber auch gut ausgeprägter Krautschicht. Dichte geschlossene Wälder meidet er, gewöhnlich auch deren Ränder, seine Reviere liegen entweder in der halboffenen Landschaft oder in stark aufgelockerten größeren Gehölzen mit Lichtungen und Freistellen. Im Bereich der Nasspolder kommt der Sprosser praktisch flächendeckend an allen geeigneten Stellen vor, während er im Trockenpolder und im Friedrichsthaler Polder etwas seltener ist, in den Randlagen nur spärlich an halboffenen Feuchtstellen.
Die Ansprüche der Nachtigall (Luscinia megarhynchos) ähneln denjenigen des Sprossers, doch nutzt sie auch trockenere Gehölze. Das Untere Odertal liegt am Nordrand ihres geschlossenen Verbreitungsgebietes. Während südlich des Unteren Odertals die Nachtigall kaum seltener als der Sprosser zu finden ist, tritt sie im Trockenpolder bereits deutlich hinter ihm zurück. Das Verhältnis zwischen beiden Vogelarten liegt hier bei 1:5. Die Art nimmt gegenwärtig im Bestand zu.
Die Reviere des Schlagschwirls (Locustella fluviatilis) sind durch einen mehrschichtigen Vegetationsaufbau gekennzeichnet. Wichtig ist eine gut ausgeprägte, reich strukturierte, dichte, aber am Grunde durchdringbare Krautschicht. Gerne werden mehrjährige Brennnesselbestände mit geknickten Halmen oder liegenden Zweigen besiedelt. Eine Strauch- und eine Baumschicht sollten ebenfalls vorhanden sein. Viele Schlagschwirlreviere befinden sich in relativ geschlossenen höheren Baumbeständen, viele auch in dichterem Weidengebüsch, mitunter sogar in einzelnen Weidenbüschen in der freien Landschaft. Größere geschlossene Wälder werden nicht oder nur vereinzelt am Rande besiedelt. Im Unteren Odertal brütet der Schlagschwirl vorzugsweise in den Nasspoldern, vor allem im Fiddichower Polder und an der Schwedter Querfahrt. Im Trockenpolder ist die Art selten. An den Odertalhängen kommt sie nur am Rande der geschlossenen Wälder vor.
Die Beutelmeise (Remiz pendulinus) brütet in gut strukturierten, halboffenen Gehölzen, meist an Ufern von Altarmen in hohen Bäumen, in der Nähe von Schilf- oder Rohrkolbenflächen, von Brennnesselstauden und Hopfen, die sie als Nistmaterial nutzt. trotz bester Habitatbedingungen nimmt die Beutelmeise seit Jahren deutlich ab, sodass sie gegenwärtig nur noch selten als Brutvogel angetroffen wird.
Der Karmingimpel (Carpodacus erythrinus) bevorzugt die lockere Weichholzaue mit höheren Bäumen, Weidengebüschen und offenen Schilf- und Staudenbeständen und meidet größere geschlossene Baumbestände. Der Karmingimpel lebt im Unteren Odertal nahe seiner Verbreitungsgrenze. Die höchste Dichte wird im Bereich der Westoder nahe bei Friedrichsthal erreicht, was mit der Nachbarschaft zu geeigneten Lebensräumen im Zwischenoderland zusammenhängen dürfte. Weitere, kleinere Konzentrationen finden sich an der Schwedter Querfahrt, am Großen Zug und an den Altarmen im Trockenpolder bei Stolpe. Im deutschen Teil des Unteren Odertals wurde der Karmingimpel erst ab 1974 im Zuge seiner Westausbreitung beobachtet, in den 90er Jahren seine weitere Bestandszunahme (Dittberner 1996). gegenwärtig ist die Bestandszunahme gestoppt.
Die Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) besiedelt mehrstufige Gehölze in der offenen Landschaft, sowohl in sehr feuchten als auch in sehr trockenen Gebieten. Wichtig sind einige hohe Bäume, die nicht zu dicht stehen dürfen, und eine gut ausgebildete Gebüschschicht, beispielsweise Dornensträucher, Weiden und vorgelagerte Hochstaudenbestände. Vielfach suchen Sperbergrasmücken die unmittelbare Nähe von Neuntötern, wohl um deren Feind- und Warnverhalten auszunutzen. Hohe Bestände weisen sie in den Weichholzauwaldresten im Poldergebiet auf, beispielsweise im Fiddichower Polder bei Friedrichsthal und an der Nordseite der Schwedter Querfahrt sowie am Großen Zug. Im Trockenpolder ist die Sperbergrasmücke seltener, wohl aber an reich strukturierten Waldrändern, auf Feldgehölzen und Trockenhängen zu beobachten.
Der Neuntöter (Lanius collurio) bevorzugt Dorngebüsche in der halboffenen Landschaft. Günstig, wenn auch nicht notwendig, sind hohe Bäume und in unmittelbarer Nähe ein extensiv bewirtschaftetes, feuchtes oder auch trockenes Grünland, das er zur Nahrungssuche nutzt. Der Neuntöter findet sich sowohl in den Weichholzauen des Poldergebietes als auch an geeigneten Gehölzen der Odertalhänge, insbesondere an Trockenrasenstandorten.
Der Raubwürger (Lanius exubitor) brütet im halboffenen Gelände mit Büschen und Bäumen, die er als Sitzwarten nutzen kann. Er benötigt Weiden und Wiesen mit lockerer Vegetation, kommt aber auch in einer reich strukturierten Ackerlandschaft vor. Im Unteren Odertal werden jährlich zwischen fünf und acht Reviere kartiert, Brutnachweise gelingen aber weniger, da dieser Würger zur Brutzeit oft sehr heimlich ist.
Laub- & Laubmischwald
Die Turteltaube (Streptopelia turtur) besiedelt Wälder und Gehölze der halboffenen Landschaft. Ihre meisten Reviere liegen in aufgelockerten Kiefernforsten, oft in Randlagen, mitunter auch im geschlossenen Laubwald. Für diese wärmebedürftige Art ist offenbar eine gute Sonnenexposition der Wälder ausschlaggebend. Die Turteltaube gehört zu jenen Vogelarten, die dramatische Bestandseinbrüche seit einigen Jahren zeigt. Aus dem Nationalpark liegen gegenwärtig nur Einzelnachweise vor, die aber keine Hinweise auf ein Brutvorkommen geben.
Während die Hohltaube (Columba oenas) auf Altbuchenbestände angewiesen ist, bevorzugt der Schwarzspecht (Dryocopus martius) Kiefern und Buchen und der Mittelspecht (Dendrocopus medius) Eichenwälder mit einem hohen Totholzanteil für das Brutgeschäft. Die drei Arten wurden vor allem in den Peterbergen, in den Densenbergen und im Gellmersdorfer Forst beobachtet. Sowohl der Grünspecht (Picus viridis) als auch der Kleinspecht (Dendrocopus minor) sind weder in den Poldern noch in den Hangwäldern häufig, wohl aber in feuchten Laubwaldbereichen. Die Hohltaube und die Spechtarten profitieren von der Nichtnutzung der Wälder und der damit verbundenen Zunahme des stehenden Totholzes.
Der Gelbspötter (Hippolais icterina) bewohnt Gehölze mit dichter, gut ausgeprägter Gebüschschicht und meist lockerem, überragendem Baumbestand sowohl in feuchter als auch in trockener Umgebung, nicht aber in geschlossenen Wäldern. Im Poldergebiet brütet er in Weichholzauen, in den Hanglagen bevorzugt an Stellen, an denen feuchte Wälder an eine offene Wiesenlandschaft grenzen und deren Übergangsbereiche durch Gebüsche gut strukturiert sind, beispielsweise am Südrand des Gellmersdorfer Forstes.
Der Pirol (Oriolus oriolus) und der Grauschnäpper (Muscicapa striata) nisten sowohl im Poldergebiet als auch in den Hangwäldern. Ähnliche Ansprüche wie der Zwergschnäpper (Ficedula parva) und der Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca) kennzeichnen den Waldlaubsänger (Phyleoscopus sibilatrix). Sie alle bevorzugen die Buchenwälder und die Eichen-Hainbuchen-Wälder der Odertalhänge, nicht zuletzt wegen ihres mehrstufigen Altersaufbaus bei spärlich ausgebildeter oder sogar weitgehend fehlender Strauch- und Krautschicht. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt im Gellmersdorfer Forst.
Sumpfmeise (Parus palustris) und Weidenmeise (Parus montanus) bewohnen die Laub- und Mischwälder des Unteren Odertals. Ihre Verbreitungsschwerpunkte ergänzen sich: In den Weichholzauen des Poldergebietes überwiegt die Weidenmeise, in den Hangwäldern die Sumpfmeise.
Winter- und Sommergoldhähnchen (Regulus regulus, Regulus ignicapillus) sind in ihrem Vorkommen an Fichten und Douglasien gebunden, ebenso der Gimpel (Pyrrhula pyrrhula) und der Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra). Die meisten Brutpaare fanden sich in den Densenbergen, in den Peterbergen und im Gellmersdorfer Forst.
Der Schwarzmilan (Milvus migrans) und der häufigere Rotmilan (Milvus milvus) brüten in den Gehölzen der freien Landschaft und in Waldrandnähe. Die Rotmilane sind vor allem über dem Trockenpolder gut zu beobachten.
Der Mäusebussard (Buteo buteo) ist die häufigste Greifvogelart im Unteren Odertal. Ebenso wie der Habicht (Accipiter gentilis) und der Waldkauz (Strix aluco) brütet er vor allem in den reich strukturierten Laub- und Mischwäldern der Odertalhänge. Der Waldkauz jagt sowohl im Hangwald als auch in den Polderflächen, während sich der Kolkrabe (Corvus corax) auf die Hangwälder konzentriert, aber auch zunehmend die direkte Aue besiedelt (z. B. Polder 5/6).
Trockenrasen
Der Wendehals (Jynx torquilla) bewohnt lückige, ameisenreiche Trockenrasenstandorte mit angrenzenden Gebüschen und dicken, höhlenreichen Stämmen. Im Unteren Odertal ist er vor allem an lichten Waldhängen und an Kahlschlägen in den Densenbergen zu finden, auch auf Trockenhängen und vereinzelt, meist in Deichnähe, sogar im Poldergebiet.
Die Heidelerche (Lullula arborea) besiedelt Trockenrasen, die Ränder lockerer Kiefernwälder, Heideflächen, Kahlschläge und gut ausgeprägte Waldränder. Wichtig ist eine lockere Krautschicht mit einem Anteil vegetationsfreier Sandflächen von mindestens 10 % sowie ein lockerer Baum- und Gebüschbestand. Am besten sind die Biotopansprüche am Rande der locker mit Kiefern bestandenen Talsandterrassen nördlich von Friedrichsthal realisiert. Darüber hinaus lebt die Heidelerche auf geeigneten Waldrandbereichen und Freiflächen, z.B. in den Peterbergen und auf einer Schwemmsandfläche im Polder bei Stützkow.
Der Wiesenpieper (Anthus pratensis) besiedelt feuchtes, aber nicht nasses Grünland, sofern die Vegetation nicht zu hoch und nicht zu dicht ist. Er brütet in hohen Beständen im Trockenpolder und im Polder 5/6, die Flutungspolder werden kaum mehr besiedelt.
Die Wiesenschafstelze (Motacilla flava) besiedelt die offenen Landschaften des Poldergebietes, im Trockenpolder vor allem das Odervorland. Die höchste Dichte erreicht die Art in nassen Wiesen (vgl. Dittberner und Dittberner 1991).
Das Braunkehlchen (Saxivola rubetra) brütet in Hochstaudenfluren innerhalb feuchter und trockener Grünlandflächen mit herausragenden Stengeln, Pfählen oder einzelnen Büschen als Sitzwarten. Es meidet die feuchten Bereiche des Nasspolders und ist vor allem im Friedrichsthaler Polder und an den Trockenhängen anzutreffen.
Die Grauammer (Emberiza calandra) besiedelt die Agrarlandschaft, sie meidet nasse und feuchte Grünflächen und bevorzugt trockenes Grünland mit lückiger Vegetation, wie sie es im unteren Odertal vor allem an den Trockenhängen findet.
Für besonders seltene Großvögel sind entsprechend dem brandenburgischen Naturschutzgesetz Horstschutzzonen festgesetzt worden.
Die Rohrweihe (Circus aeruginosus) brütet in größeren verschilften Bereichen der Oderaue mit gegenwärtig insgesamt neun Brutpaaren. In den letzten Jahren erhöhte sich der Brutbestand.
Der Kranich (Grus grus) brütet entweder in Röhrichten, in feuchten Erlenbruchwäldern oder im Auwald, wobei er stehende Gewässer und Freiflächen zur Nahrungssuche in nähere Umgebung benötigt. Er kommt gegenwärtig mit 51 Brutpaaren/Revierpaaren sowohl im Poldergebiet als auch in den feuchten Randbereichen der Hangwälder vor (Haferland unveröffentlicht). Im Gebiet des Altkreises Angermünde sowie der Stadt Schwedt brüteten 1994 70 bis 75 Kraniche, rund 15 % des brandenburgischen Bestandes. Im Unteren Odertal liegt einer der großen binnenländischen Sammel- und Rastplätze des Kranichs, der seit mindestens 80 Jahren aufgesucht wird (Robien 1928; Haferland 1984). Der eigentliche Schlafplatz ist im Zwischenoderland, durch die Deichschlitzung im Polder 8 wird auch die überstaute Fläche dort als Schlafplatz genutzt. Seit zwei Jahren schlafen auch mehre hundert Kraniche in staunasse Seggenwiesen im Polder 5/6. Die Nahrungsflächen liegen auf dem Ackerland, teilweise auch auf den Wiesen, vor allem im Bereich zwischen Gartz, Tantow und Casekow (Haferland 1995). Zu beobachten sind die Kraniche im Frühjahr und im Herbst in den Abendstunden vom Deich direkt südlich von Gartz, von den Hängen der Silberberge oder von dem Stettiner Berg bei Mescherin.
Weitere Infos finden Sie auch auf der Seite Der Vogelzug.
Der Seeadler (Haliaeetus albicilla) hat im Kerngebiet fünf Brutplätze, die Horste der anderen über dem Unteren Odertal zu beobachtenden Seeadler-Horste liegen in den ausgedehnten Hangwäldern östlich der Oder. Die Beobachtung eines Seeadlers ist also gar nicht so selten und gehört sicher zu den Höhepunkten einer Reise in das Untere Odertal (vgl. Dittberner und Dittberner 1986).
Auch der Schreiadler (Aquila pomarina) nistet gegenwärtig nicht mehr im Gebiet, gelegentlich gelingen aber Beobachtungen, nicht nur zur Zugzeit, im Odertal. Mit einem Brutpaar vertreten ist der Schwarzstorch (Ciconia nigra), der vor allem die feuchten und vernässten Randlagen für die Nahrungssuche nutzt. Für alle drei Arten bieten die Hangwälder optimale Brutplätze, insbesondere wegen ihres reichhaltigen Mosaiks verschiedener Landschaftselemente. Diese störungsfrei zu halten, ist eine wichtige Aufgabe des Naturschutzes.
Weitere Beobachtungen und Veröffentlichungen liegen vor für den Singschwan von KRUMMHOLZ (1981), für den Zwergschwan von DITTBERNER & DITTBERNER (1984), für die Wachtel von HAFERLAND (1986), für Austernfischer, Brandgans und Zwergseeschwalbe von DITTBERNER & DITTBERNER (1986), für den Kormoran von KRUMMHOLZ (1988), für die Doppelschnepfe von KUBE (1991) und für die Schleiereule von SCHMIDT (1995).
Wasservogelzählung
Seit Mitte der 60er Jahre wurden von ehrenamtlichen Ornithologen Zählungen von rastenden, durchziehenden und im Winter verweilenden Wasservögeln durchgeführt, seit 1975 zwischen Oktober und März monatliche Erfassungen im Rahmen der internationalen Wasservogelzählungen. Die Organisation dieser Zählung liegt in den Händen von D. Krummholz. In den ersten zehn Jahren dieses Programms wurden allein in den Nasspoldern und am Felchowsee von den ehrenamtlichen Mitarbeitern insgesamt über 1 Million Wasservögel erfasst.
Das Gebiet hat demnach eine europaweite Bedeutung als Brut‑, Rast- und Überwinterungsplatz seltener bzw. gefährdeter Vogelarten. Für den Bereich der neuen Bundesländer ist das Untere Odertal das wichtigste Frühjahrsrastgebiet für Wat- und Wasservögel im Binnenland und gleichzeitig eine wichtige Zugachse im System des europäischen Vogelzugs.
Im Rahmen der Untersuchungen für den Pflege- und Entwicklungsplan wurden in der Saison 1993/94 158 Wasservogelzählungen in acht Gebieten des Unteren Odertals durchgeführt. Neben dem Poldergebiet zwischen Lunow und Gartz wurden der Felchowsee, der Landiner Haussee und die Stolper Fischteiche mit in die Untersuchungen einbezogen.
Die größte Bedeutung als Rastgebiet haben im Winter und im Frühjahr die Nasspolder. Folgende sieben Arten erfüllten das 1‑Prozent-Kriterium der Ramsar-Konvention in den Jahren 1990 bis 1994 fast alljährlich: Singschwan (Cygnus cygnus), Saatgans (Anser fabalis), Blässgans (Anser albifrons), Schnatterente (Anas strepera), Spießente (Anas acuta), Löffelente (Anas clypeata) und Tafelente (Aythya ferina). Sechs weitere Arten erreichen den Wert in einzelnen Jahren.
Weiterhin sind die Nasspolder für vier Limikolenarten auf dem Heimzug und für den Bergpieper im Winter von Bedeutung.
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Wasservogelzählung von 1975 bis 2015 wurde im Nationalpark-Jahrbuch Unteres Odertal publiziert (KRUMMHOLZ 2016).
Tabelle: Geschätzte maximale Individuenzahlen verschiedener Vogelarten im Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung (FIB) „Unteres Odertal“ aus den Jahren zwischen 1990 und 1996 (OAG Uckermark):
Art | Anzahl | Art | Anzahl | |
---|---|---|---|---|
Bekassine | 300 | Krickente | 4.720 | |
Blässgans | 40.000 | Lachmöwe | 12.000 | |
Blässralle | 7.100 | Löffelente | 3.000 | |
Bruchwasserläufer | 500 | Pfeifente | 8.000 | |
Dunkelwasserläufer | 45 | Reiherente | 10.030 | |
Gänsesäger | 1.317 | Saatgans | 28.300 | |
Graugans | 700 | Schellente | 1.381 | |
Graureiher | 568 | Schnatterente | 544 | |
Grünschenkel | 118 | Singschwan | 880 | |
Haubentaucher | 95 | Spießente | 4.330 | |
Höckerschwan | 800 | Stockente | 17.000 | |
Kampfläufer | 2.300 | Sturmmöwe | 7.000 | |
Kiebitz | 10.000 | Tafelente | 12.300 | |
Knäkente | 80 | Wasserpieper | 505 | |
Kormoran | 563 | Zwergsäger | 199 |
Die im uckermärkischen Hügelland gelegenen Felchowsee und Landiner Haussee sind ebenfalls wichtige Rastgebiete für eine Reihe von Wasservogelarten, besonders im Sommer und im Herbst, wenn die Nasspolder künstlich trockengehalten werden, während die Rastbestände im Frühjahr nur niedrig sind. Die beiden Seen und das Poldergebiet ergänzen sich jahreszeitlich in ihrer Bedeutung für die Zugvögel. Das schnelle Abpumpen des Wassers im Frühjahr nimmt spätziehenden Arten die Rastmöglichkeit, der Pumpbetrieb im Sommer verhindert die Bildung von Feuchtstellen und entwertet die Polder als Rastgebiet zu dieser Jahreszeit und während des Herbstzuges. Das Abpumpen der überfluteten Polder ist aus ornithologischer Sicht so schnell wie möglich einzustellen.
zurück nach obenSäugetiere
Im Rahmen dieser Untersuchungen für den Pflege- und Entwicklungsplan wurden systematisch nur die Kleinsäuger erfasst, für das jagdbare Wild die vorliegenden Abschussplanungen und Streckenlisten der Unteren Jagdbehörde ausgewertet. Darüber hinaus wurden ehrenamtliche Einzeluntersuchungen sowie das unveröffentlichte Gutachten der Universitäten Halle (Saale) und Osnabrück (SCHRÖPFER, R. & M. STUBBE 1996) hinzugezogen.
Um eine systematische qualitative Erfassung des Kleinsäugerbestandes zu gewährleisten, wurden an acht Standorten drei Tage und Nächte lang 64 Lebendfallen im Gebiet positioniert. Aus den 379 Fängen wurden zehn Kleinsäugerarten und zusätzlich das Mauswiesel (Mustela nivalis) ermittelt. In der Reihenfolge der Gesamthäufigkeit waren dies Waldspitzmaus (Sorex araneus), Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis), Rötelmaus (Clethrionomys glareolus), Nordische Wühlmaus (Microtus oeconomus), Feldmaus (Microtus arvalis), Brandmaus (Apodemus agrarius), Zwergmaus (Micromys minutus), Wasserspitzmaus (Neomys fodiens), Zwergspitzmaus (Sorex minutus), Mauswiesel (Mustela nivalis) und Schermaus (Arvicola terrestris).
Am artenreichsten waren reich strukturierte Flächen mit verschiedenen Lebensraumelementen wie Röhricht, Hochstauden, Gehölzen und Gewässern, individuenreich vor allem die Weichholzaue. Periodisch überflutete Flächen waren individuenarm, sofern nicht höhergelegene Flächen entsprechende Rückzugsmöglichkeiten boten. Ungenutztes feuchtes Grünland erwies sich säugetierbiologisch als weit wertvoller als Mähwiesen.
Überregional bedeutend ist das Untere Odertal für Kleinsäuger weniger aufgrund des Auftretens bedrohter Arten als durch das großräumige Vorkommen und die hohe Bestandsdichte anspruchsvoller Feuchtgebietsbewohner wie der Wasserspitzmaus, der Zwergmaus und der Nordischen Wühlmaus, die im Unteren Odertal fast ihre westliche Verbreitungsgrenze erreicht.
Ergänzt wurden die Lebendfänge durch die Analyse von 224 Gewöllen von 706 Beutetieren, die sich 622 Kleinsäugern zuordnen ließen. Die Gewölle stammten von Waldkauz (Strix aluco) und Schleiereule (Tyto alba). Die Gartenspitzmaus (Crocidura suaveolens), Erd- und Hausmaus (Microtus agrestis, Mus musculus) fanden sich nur in Gewöllen, nicht aber in den Lebendfallen. Das Beutespektrum der Eulen entspricht nur teilweise der Zusammensetzung der Kleinsäugergemeinschaft der Jagdreviere, so sind beim Waldkauz beispielsweise die Spitzmäuse unterrepräsentiert.
Für Wildschwein (Sus crofa), Damhirsch (Cervus dama), Rothirsch (Cervus elaphus) und Reh (Capreolus capreolus) wurden die Jagdstatistiken der 13 Jagdbezirke seit 1992 ausgewertet. Allerdings reichen mehrere Jagdbezirke weit über das Kerngebiet des Gewässerrandstreifen-Programms hinaus.
Wildschwein (Sus crofa): In der Jagdsaison 1994/95 wurden 148 Wildschweine erlegt, deutlich weniger als in den Jahren zuvor. Im Jagdjahr 2005/2006 wurden im Nationalpark insgesamt 275 Tiere erlegt. Wildschweine sind im Gebiet flächendeckend anzutreffen, vor allem in einigen Hangwäldern, aber auch im Trockenpolder und außerhalb der Überflutungsperiode in den Nasspoldern.
Damhirsch (Cervus dama): In der Jagdsaison 1994/95 wurden zwei Damhirsche erlegt, ebenfalls weniger als in den Jahren zuvor. In den späteren Jahren stiegen die Zahlen der erlegten Tiere deutlich, so wurden 2005/2006 insgesamt 38 und im Jagdjahr 2009/2010 insgesamt 22 Tiere erlegt. Der Schwerpunkt des Damwildvorkommens sind gegenwärtig die Wälder im Bereich von Schöneberg.
Rothirsch (Cervus elaphus): Auch die Rothirschstrecke ist im Gebiet gering und erreichte in den vergangenen Jahren maximal 14 Abschüsse im Jagdjahr 2006/2007, Mitte der 1990iger Jahre wurde die Bejagung von Rotwild vorübergehend eingestellt. Forstwirtschaftliche Schäden durch Dam- oder Rotwild spielen nur eine geringe Rolle. Im Zuge der neuen Jagdverordnung im Nationalpark wird der Rothirsch nicht mehr in den Polderflächen gejagt, wodurch er diese Flächen in Abhängigkeit der Flutungsverhältnisse mehr oder wenig ständig besiedelt. So kann der Besucher des Odertals die Brunft der Hirsche im Polder A bei Criewen hautnah erleben.
Reh (Capreolus capreolus): In der Jagdsaison 1994/95 wurden 288 Rehe geschossen, deutlich weniger als in den Jahren zuvor. Im Jagdjahr 2005/2006 betrug die Jagdstrecke insgesamt 222 Tiere. In Fachkreisen ist man sich bis heute nicht einig, ob die gegenwärtige Rehwilddichte nun zu hoch oder vielleicht sogar zu niedrig ist. Sicher ist lediglich, dass die Wilddichte von Natur aus heftigen Schwankungen unterliegt. Nach neuen Theorien soll es die angestammte, natürliche Rolle des pflanzenfressenden Wildes sein, Lichtungen im Naturwald für jene Arten offen zu halten, die wir heute nur als Kulturfolger kennen. Jedenfalls lassen sich die Rehe heute im Unteren Odertal gut beobachten, insbesondere in den von den Deichkronen aus einsehbaren Polderflächen. Durch die seit einigen Jahren bestehende Jagdruhe auf Rehe sind die Tiere mitunter mit Nationalparkbesuchern sehr vertraut.
Elch (Alces alces): Zwar wird der Elch nicht bejagt, soll aber als prinzipiell jagdbares Großwild in diesem Zusammenhang kurz vorgestellt werden. Er wurde im Mittelalter in dieser Gegend ausgerottet. Immer wieder wurden in der Vergangenheit aber durch das Gebiet streifende Elche beobachtet. Es ist zu erwarten, dass der Elch in den neugeschaffenen Wildnisgebieten im Unteren Odertal auf Dauer heimisch wird. Er könnte zu einem Symboltier werden. Eine Elchansiedlung in der Nähe Warschaus führte zu einer stabilen Elchpopulation in Zentralpolen. Vermutlich aus dieser Population stammen die nach Westen wandernden Elche. Häufige Einstandsgebiete für die zugewanderten Tiere sind Flussauen, teich- und seenreiche Waldgebiete und Sümpfe, auch weichholzreiche Gebiete anderer Lagen, die ein günstiges Nahrungsangebot aufweisen (Heyne 1996).
Feldhase (Lepus europaeus): Obgleich der Feldhase in Brandenburg immer seltener geworden ist, gehört er im Unteren Odertal noch zu den verbreiteten Säugetieren. Er besiedelt die Trockenrasenhänge genauso wie das Poldergebiet und die umgebenden Ackerlandschaften, in der Ackerlandschaft bei Gartz in einer Dichte von rund zehn Exemplaren auf 100 ha. Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) dagegen sind im Unteren Odertal wohl mittlerweile ausgestorben.
Rotfuchs (Vulpes vulpes): Auch der Rotfuchs kommt im Unteren Odertal sehr häufig vor. Insbesondere bei Hochwasser kann man ihn gut auf den Deichen beobachten, wohin er sich ebenso wie seine Beutetiere zurückzieht. Seit der Tollwutimpfung haben sich die Füchse auch im Unteren Odertal ebenso wie in ganz Brandenburg stark vermehren können. In der Jagdsaison 1994/95 wurden 130 von ihnen erlegt. Durch die Jagdverordnung des Nationalparks erfolgt keine Regulierung des Bestandes mehr. Die Bestände schwanken, da in manchen Jahren Krankheiten, wie z. Bsp. die Räude, die Dichte beeinflusst.
Marderhund (Nyctereutes procyonoides): Der ursprünglich in Ostasien heimische Marderhund hat sich auch im Unteren Odertal eingebürgert. In den Jahren 1996/97 wurden 13 Exemplare als Straßenverkehrsopfer eingesammelt. Da er sich unter anderem von Vögeln und deren Eiern ernährt, kann er – wie der Fuchs – für die auf vielfältige Weise belasteten Wiesenbrüterbestände gefährlich werden. Diese Raubsäuger würden für die Wiesenbrüter aber unter naturnahen Bedingungen kein Risiko darstellen; sie wären insbesondere dann gegeben, wenn das Grünland sehr extensiv bewirtschaftet und der sommerliche Pumpbetrieb zur künstlichen Trockenlegung der Polder eingestellt wird.
Waschbär (Procyon lotar): Der ursprünglich aus Nordamerika stammende Kleinbär wurde vor dem letzten Weltkrieg in Hessen zur „Bereicherung“ der Fauna ausgewildert und die 1945 am Rande Berlins aus einer Pelztierfarm entwichenen Tiere eroberten in den letzten Jahrzehnten weite Teile Deutschlands. Auch der Nationalpark ist seit zwei Jahrzehnten, anfangs nur durch Einzeltiere, besiedelt. Besonders im südlichen Teil des Schutzgebietes, nach Norden bis Schwedt/Oder., ist er heute weit verbreitet. Durch seine überwiegend nächtliche Aktivität wird er nur selten beobachtet. Durch seine Fähigkeiten, er ist ein guter Kletterer und schwimmt gern, plündert er regelmäßig die Kolonien der Reiher und Kormorane sowie der Möwen.
Zwei Säugetierarten sind für das Untere Odertal in besonderer Weise typisch:
Fischotter (Lutra lutra): Nachweise und kartierte Spuren des Fischotters sind über das ganze Poldergebiet verteilt zu finden. Die Mehrzahl stammt von größeren Altarmen im Poldergebiet, die aufgrund ihres Strukturreichtums günstige Otterhabitate darstellen. Die meisten Nachweise, überwiegend durch Losung und Markierungs- und Fressplätze, finden sich im Criewener, Schwedter und im Fiddichower sowie im Friedrichsthaler Polder. Aber auch im Odervorland von Lunow und Stolpe fanden sich Spuren. Das Untere Odertal dürfte mit seiner Vielzahl an Gewässern und seiner unzerschnittenen Großflächigkeit ein herausragendes Siedlungsgebiet für Fischotter sein. Verbindungen mit Vorkommen im Salveybach, dem Randow-Welse-Bruch und dem Felchowseegebiet sowie zur polnischen Seite hin sind anzunehmen. Fast alljährlich liegen Reproduktionsnachweise durch Beobachtung von jungeführenden Weibchen vor. Auch der Straßenverkehr fordert immer wieder Opfer, insbesondere an der B 2 zwischen dem Mühlenteich in Gartz und der Westoder, sowie auf der ehemaligen B 2 bei Zützen – Meyenburg.
Biber (Castor fiber): Im Unteren Odertal wurde der Biber im 18. Jahrhundert ausgerottet. Zur Wiedereinbürgerung wurden in den 30er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts im nordöstlichen Brandenburg Elbebiber ausgesetzt, auf die alle heutigen Vorkommen zurückgehen. Die ersten neueren Nachweise stammen von 1967 aus Mescherin, von 1971 aus der Umgebung von Stettin (Szczecin), 1982 aus Friedrichsthal und 1984 aus dem Salveytal. Diese Beobachtungen und Funde von Schnittstellen gingen aber eher auf einzeln wandernde Tiere zurück als auf dauerhafte Ansiedlungen. Seit Anfang der 90er Jahre ist der Biber im Zwischenoderland bei Gartz und Mescherin bodenständig, seit Mitte der 90er Jahre auch im Fiddichower Polder. Gegenwärtig besiedelt die Art praktisch alle Gewässer im Nationalpark, auch die kleinen, nur periodisch wasserführenden Gräben in den Hangwäldern, wo er durch Dämme das Wasser aufstaut. Gegenwärtig ist mit ca. 80 Ansiedlungen im Gebiet zu rechnen. Im Gebiet treten Unterarten wie der Elbebiber (C. f. albicus) und der aus Polen eingewanderte Osteuropäische Biber (C. f. vistulanus) auf. Beide Unterarten paaren sich und bilden dann Hybriden.
Insgesamt sind bisher 58 Säugetierarten im Unteren Odertal nachgewiesen, von denen einige Arten wie der Elch und Wolf (Canius lupus) allerdings noch nicht bodenständig sind und die Kegelrobbe (Halichoerus grypus) erstmals für das Land Brandenburg nachgewiesen wurde. Auch bei einigen Fledermausarten ist die Bodenständigkeit fraglich, die Nachweise beziehen sich auf die nächtliche Jagd im Nationalpark. Damit kommt über die Hälfte der 101 in Deutschland, über zwei Drittel der in Brandenburg nachgewiesenen Säugetierarten im Unteren Odertal vor. 23 davon stehen auf der Roten Liste Brandenburgs als bestandsbedroht oder gar ausgestorben, 10 auf der Liste der Bundesrepublik Deutschland. Für ein solch kleines Gebiet (0,3 % der Fläche Brandenburgs) ist das ein bemerkenswerter Quotient.