Schwedt ist seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts ein ausgewiesener Industriestandort. Die industriellen Kerne der Petrolchemischen- und der Papierindustrie haben den Übergang von der sozialistischen Planwirtschaft zur sozialen Marktwirtschaft vergleichsweise erfolgreich bewältigt. Schwedt bleibt trotz eines drastischen Arbeitskräfteabbaus in Folge einer ebenso drastischen Produktivitätssteigerung ein wichtiger Industriestandort Brandenburgs.
Auf polnischer Seite arbeitet südlich von Greifenhagen (Gryfino) ein großes Steinkohlekraftwerk, seit einigen Jahren mit einer modernen Rauchgasentschwefelungsanlage. Vor einiger Zeit wurde in der polnischen Presse spekuliert, dass dies der Standort für ein erstes polnisches Atomkraftwerk sein könnte.
Die Belastungen durch die Industrie für die Umwelt, das heißt von Boden, Luft und Wasser, sind beachtlich. Durch den Einsatz modernster Technik, insbesondere Filtertechnik, können sie aber soweit minimiert werden, dass in Abwägung der ökonomischen und ökologischen Erfordernisse ein geordnetes Nebeneinander von Wirtschaft und Naturschutz möglich ist. Es stehen noch ausreichend ehemalige Industrieflächen für weitere Ansiedlungen zur Verfügung.
Die Abwässer der großen Schwedter Industriebetriebe werden, nachdem sie die Kläranlage durchlaufen haben, durch eine dicke Abwasserleitung unter der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße durch den Fiddichower Polder (10) bis in die Stromoder geleitet. Die nach der Wende neu verlegte Leitung und ihr parallel verlaufender Versorgungsweg sind ein schwerer Eingriff in das Herzstück des Nationalparkes. Obwohl von Seiten der Industrie beim Neubau der Anlage immer wieder betont wurde, dass die geklärten Abwässer fast Trinkwasserqualität hätten, wurde die von Naturschutzseite unter diesen Bedingungen favorisierte direkte Einleitung in die Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße wegen ihrer geringen Strömungsgeschwindigkeit abgelehnt und die mehrere Kilometer lange Abwasserleitung quer durch den Nationalpark bis zur Stromoder gebaut.
Naturschutz und Industrie haben sich im Unteren Odertal immer bemüht, trotz aller Belastungen, auch die Gemeinsamkeiten in den Mittelpunkt zu stellen. So wurde der repräsentative Bildband der Nationalparkstiftung Unteres Odertal mit dem Titel „Nationalparksymphonie Unteres Odertal“ seinerzeit von den beiden Papierfabriken (LEIPA Georg Leinfelder GmbH, UPM GmbH Schwedt) unterstützt. Er ist bis heute im Buchhandel oder in der Geschäftsstelle des Vereins erhältlich.