Im Jahr des Büffels

 

Pres­se­er­klä­rung zur Jah­res­pres­se­kon­fe­renz des Ver­eins der Freun­de des Deutsch-Pol­­ni­­schen Euro­­pa-Natio­nal­­parks Unte­res Oder­tal e. V. 

am Mitt­woch, dem 14. Janu­ar 2009

 

In der Arbeit des Ver­eins lag der Schwer­punkt im letz­ten Jahr auf der Ver­tie­fung der Umwelt­päd­ago­gik. So wur­den Ober­schul­leh­rer aus der Ucker­mark in die Wild­nis­schu­le Teero­fen­brü­cke ein­ge­la­den, um ihnen die Ein­rich­tung und ihr Ange­bot vor­zu­stel­len, mit guter Reso­nanz. Außer­dem lern­ten die Leh­rer bei die­ser Gele­gen­heit das Exkur­si­ons­pro­gramm ken­nen, in dem ehren­amt­lich täti­ge Wis­sen­schaft­ler ihr Fach­wis­sen auf all­ge­mein ver­ständ­li­che Art Besu­chern und Bewoh­nern der Regi­on zur Ver­fü­gung stel­len. Die 13 Exkur­sio­nen des Jah­res 2008 wur­den von 305 Besu­chern genutzt. Das Exkur­si­ons­pro­gramm wird auch 2009 fortgesetzt.

Fort­ge­setzt wird auch der Land­er­werb. Im ver­gan­ge­nen Jahr konn­te der Ver­ein 15 Hekt­ar Flä­che in der Natio­nal­park­re­gi­on erwer­ben. Auch in die­sem Jahr ste­hen genug Mit­tel zur Ver­fü­gung, inter­es­sier­ten Eigen­tü­mern unbü­ro­kra­tisch und schnell zu markt­üb­li­chen Prei­sen ihre Flä­chen abzu­kau­fen. Bestehen­de Pacht­ver­trä­ge wer­den natür­lich vom Ver­ein übernommen.

Wie­der­holt traf sich der Ver­eins­vor­stand mit den zustän­di­gen Mit­ar­bei­tern des Minis­te­ri­ums für Länd­li­che Ent­wick­lung, Umwelt und Ver­brau­cher­schutz (MLUV) zu aus­führ­li­chen Gesprä­chen über die Zukunft des Natur­schutz­groß­pro­jek­tes und die Flur­neu­ord­nung. Unter­bro­chen und ver­zö­gert wur­den die Gesprä­che durch die Ent­pflich­tung des bis dahin für den Natur­schutz zustän­di­gen Abtei­lungs­lei­ters Karl-Hein­rich von Both­mer im letz­ten Som­mer. In einer Rei­he von Punk­ten konn­te Über­ein­stim­mung erzielt wer­den, eini­ge Fra­gen sind noch offen. Genaue­re Erklä­run­gen gibt der Ver­ein erst ab, wenn die Ver­hand­lun­gen ent­we­der erfolg­reich abge­schlos­sen oder erfolg­los abge­bro­chen wor­den sind. Wir hof­fen ein­deu­tig auf Ers­te­res. Der Ver­ein bleibt aber sei­ner Sat­zung, sei­nen Zuwen­dungs­be­schei­den und sei­nem natur­schutz­fach­li­chen Anspruch verpflichtet.

Wir begin­nen das Jahr 2009 nach Chris­ti Geburt. In Chi­na, dem bevöl­ke­rungs­reichs­ten Land der Erde, beginnt im Janu­ar das Jahr des Büf­fels. Er steht für eine gewis­se Schwer­fäl­lig­keit, aber auch für Geduld und Sanft­mut. Ein chi­ne­si­sches Sprich­wort sagt: „Dem Büf­fel ist das fri­sche Gras lie­ber als eine gol­de­ne Futterkrippe“.

Wir haben uns das zu Her­zen genom­men. Als Schwer­punkt­the­ma für das Jahr 2009 wer­den wir die Zusam­men­ar­beit mit der ört­li­chen Land­wirt­schaft, vor allem in der Zone II, inten­si­vie­ren. Es zeich­nen sich dabei zwei Pro­jek­te ab:

Zum einen bemü­hen wir uns, zuneh­mend erfolg­reich, für spä­ten Gras­schnitt aus dem Bereich der Bio­en­er­gie inter­es­sier­te Abneh­mer zu fin­den. Eine sol­che Lösung ist nicht nur öko­no­misch, son­dern auch öko­lo­gisch inter­es­sant. Wir hof­fen für das Jahr 2009 in die­ser Fra­ge auf einen klei­nen Durchbruch.

Zum ande­ren wol­len wir die ört­li­che Land­wirt­schaft ermun­tern, mit den drei euro­päi­schen Rin­der­ar­ten stär­ker im Bereich der Land­schafts­pfle­ge zu expe­ri­men­tie­ren. Da ist der durch den Men­schen vor gar nicht all­zu lan­ger Zeit (1627) aus­ge­rot­te­te Auer­och­se, an den recht anschau­lich das nach­ge­züch­te­te Heck­rind erin­nert. Da ist wei­ter­hin der gera­de noch vor der Aus­rot­tung bewahr­te euro­päi­sche Wisent, der wegen sei­ner tou­ris­ti­schen Attrak­ti­vi­tät, aber auch aus Art­erhal­tungs­grün­den in der Natio­nal­park­re­gi­on eine Heim­statt fin­den soll­te und als Drit­tes der Was­ser­büf­fel, des­sen letz­te Ver­tre­ter in der Wild­nis in Assam durch die Sümp­fe stap­fen, des­sen Haus­tier­form aber durch­aus in Mit­tel­eu­ro­pa zu Hau­se ist. Wir erwar­ten, dass sich die­se Büf­fel recht gut für Bio­top­pfle­ge­pro­jek­te in einer Fluss­au­en­land­schaft eig­nen. Wir befin­den uns also im Jahr des Büffels.

Schon zu Beginn sei­ner Tätig­keit, Anfang der neun­zi­ger Jah­re, hat­te der Ver­ein exten­si­ve Haus­rin­der­ras­sen wie „Welsh Black“ und „Salers“ erwor­ben und den Land­wir­ten zur Ver­fü­gung gestellt. Jetzt wol­len wir die Land­wir­te ermun­tern und dabei unter­stüt­zen, sel­ber Erfah­run­gen mit Rin­der­ar­ten in der Bio­top­pfle­ge und in der öko­lo­gi­schen Land­wirt­schaft zu sammeln.

Nach wie vor ist der Ver­ein der Mei­nung, dass die Land­wirt­schaft im Natio­nal­park­ge­biet von den ansäs­si­gen Land­wir­ten betrie­ben wer­den soll. Nur dort, wo es kei­ne adäqua­ten Lösun­gen gibt, wird der Ver­ein selbst als land­wirt­schaft­li­cher Betrieb tätig wer­den. Die Vorraus­set­zun­gen dafür sind geschaffen.

Gro­ße Pro­ble­me gibt es bei der Pfle­ge der Tro­cken­ra­sen, die gera­de für das Unte­re Oder­tal eine sehr gro­ße Bedeu­tung haben. Im Jahr 2008 hat das MLUV über­haupt kei­ne För­der­mit­tel an die bran­den­bur­gi­schen Schä­fer und Hir­ten aus­ge­zahlt, die sol­che kar­gen Tro­cken­ra­sen bewei­den, was ohne För­de­rung wirt­schaft­lich aber nicht mög­lich ist. Wir hal­ten es für einen Skan­dal, dass die für die öko­lo­gi­sche Bio­top­pfle­ge so wich­ti­gen Schaf­hal­ter aus der Agrar­sub­ven­tio­nie­rung her­aus­fal­len, wäh­rend ande­re Berei­che, bei­spiels­wei­se die Ernäh­rungs­in­dus­trie, sich vor Sub­ven­tio­nen gar nicht ret­ten kön­nen. Hier muss das MLUV drin­gend gegen­steu­ern, die För­der­mit­tel für 2008 nach­zah­len und für 2009 so anpas­sen, dass die Schä­fer damit eine aus­kömm­li­che Tro­cken­ra­sen­pfle­ge gewähr­leis­ten können.

Tho­mas Berg
Vorstandsvorsitzender