Die Auerochsen kommen zurück
Presseerklärung zur Jahrespressekonferenz des Vereins der Freunde des Deutsch-Polnischen Europa-Nationalparks Unteres Odertal e. V.
am Mittwoch, dem 13. Januar 2010
Auf der Jahrespressekonferenz des Vereins der Freunde des Deutsch-Polnischen Europa-Nationalparks Unteres Odertal e. V. (Verein) am 13.01.2010 erklärte der Vereinsvorsitzende Thomas Berg unter anderem:
1. „Zusammen mit den Chinesen haben wir das Jahr 2009 als Jahr des Büffels gefeiert. Als Erfolg unserer Arbeit stehen 35 Wasserbüffel im Winter im Friedrichsthaler Polder (5/6), im Sommer im Fiddichower Polder (10), die meisten von einem Gartzer Landwirt privat angeschafft. Der europäische Wasserbüffel ist ein Nutztier, das an feuchte Biotope angepasst ist und auch mit Schilf, Binsen und Seggen Vorlieb nimmt, winterhart und bei guter Pflege handzahm. Wir sehen im Wasserbüffel eine ideale Verbindung zwischen Landwirtschaft und Naturschutz, darüber hinaus ist der Büffel eine touristische Attraktion. Der Wasserbüffel ist ein Wirtschaftsrind und Landschaftspfleger gleichermaßen. Wir unterstützen die Initiative eines privaten Landwirtes nachdrücklich und hoffen auf Nachahmer.
2. Das Jahr 2010 ist nun das Jahr des Auerochsen bzw. seiner Rückkreuzung, des Heckrindes, denn was einmal ausgerottet worden ist, kommt eigentlich nicht wieder. Die rückgezüchteten Auerochsen, durchaus imposante Hornträger, die allerdings etwas kleiner als das Original ausfallen, sollen im Lunow-Stolper Trockenpolder eine bisher ziemlich eintönige Agrarlandschaft in eine halboffene, abwechslungsreiche Weidelandschaft umwandeln. Der Verein verbindet damit wirtschaftliche und ökologische Aspekte. Die Tiere lassen sich gut vermarkten, sind eine touristische Attraktion und ermöglichen bei einer dünnen Besatzdichte eine naturnahe floristische und faunistische Entwicklung der Landschaft.
3. Ein voller Schuss in den Ofen war hingegen, die im Sommer 2009 von Herrn Treichel angekündigte vorläufige Einweisung des Vereins in Totalreservate, speziell in die so genannte Gatower Feuchtsenke (ca. 80 Hektar). Das zuständige Amt für Flurneuordnung (LVLF) hat deutlich gemacht, dass ein solches Vorgehen rechtlich nicht haltbar ist. Nun drängt der Verwaltungsleiter, wie aus dem LVLF zu hören ist, den Verein gleich komplett in den Fiddichower Polder (10) mit einer Größe von ca. 1.773 Hektar einzuweisen. Auch das widerspricht Geist und Buchstaben des Anordnungsbeschlusses aus dem Jahre 2000 zur Flurneuordnung durch dasselbe Ministerium. Hier wird viel Zeit, Geld und Energie verschwendet. Gegen den Widerstand des Vereins wird sich das Unternehmensflurneuordnungsverfahren nicht erfolgreich abschließen lassen, denn auch in Brandenburg muss letztendlich nach Recht und Gesetz entschieden werden. Der Konfrontationskurs der Verwaltung wird zu nichts führen. Wir sind darüber keineswegs schadenfroh, sondern halten unser Kompromissangebot aufrecht.
4. Wichtig ist aber, dass trotz dieser politisch motivierten, letztendlich aber unsinnigen Streitereien die gute Zusammenarbeit in einigen praktischen Fragen des Naturschutzes zwischen Verein und Verwaltung fortgesetzt werden konnte, beispielsweise bei der Trockenrasenpflege oder beim Anlegen von Hecken und Gehölzen auf bisher monotonen Äckern. Diese Zusammenarbeit sollte fortgesetzt und ausgebaut werden.
5. Das wird den einen oder anderen Streit in der Sache nicht ausschließen, beispielsweise wegen der Verkehrssicherungspflichten: Auf offiziell ausgewiesenen Wanderwegen muss der Grundeigentümer dafür sorgen, dass Besucher nicht durch sein grob fahrlässiges Verschulden zu Schaden kommen, beispielsweise durch herabstürzende Zweige oder Bäume. Deswegen muss rechts und links des Weges stehendes Totholz flach gelegt werden, auch wenn das aus ökologischer Sicht zu bedauern ist und der Idee des Totalreservates widerspricht. Der Verein hat deswegen stets darauf gedrungen, nicht mehr offizielle Wanderwege als notwendig durch das Gebiet zu führen, insbesondere durch die Totalreservate. Wir würden gerne möglichst viel Totholz im Totalreservat stehen lassen, können aber nicht die Verantwortung für mögliche Schädigungen der Nationalparkgäste übernehmen. Deshalb muss die Verwaltung, wenn sie Wanderwege durch Totalreservate führen will, die Verkehrssicherungspflicht selbst übernehmen oder den Grundeigentümer von Haftungsansprüchen freistellen. Hinzu kommt, dass die Ausgaben für die Verkehrssicherungspflicht nicht unerheblich sind und neben den Gebühren für die Wasser- und Bodenverbände vom Grundeigentümer zu tragen sind. Dass dies auf Dauer nicht sein kann, ist offensichtlich. Hierüber wird in diesem Jahr zu streiten sein.
6. Mehrere erfolgreiche Projekte aus den letzten Jahren werden auch 2010 fortgesetzt. Das Nationalpark-Jahrbuch Unteres Odertal ist zu dem wichtigsten Medium und Forum der am Internationalpark Unteres Odertal interessierten Fachöffentlichkeit geworden. Es erscheint nunmehr im Jahre 2010 voraussichtlich noch im Januar oder Februar. Auch das Exkursionsprogramm mit Fachleuten aus unseren Partnerorganisationen, das großen Anklang findet, ein wunderbares Zeichen bürgerschaftlichen Engagements, wird in diesem Jahr fortgesetzt. Das entsprechende Faltblatt erscheint im März diesen Jahres“.
Thomas Berg
Vorstandsvorsitzender