Jahrespressekonferenz 12.01.2012
Auch im Jahre 2011 hat sich der Nationalparkverein konstruktiv an der Entwicklung der Nationalparkregion beteiligt. Im Rahmen der Unternehmensflurneuordnung hat der Verein auf seinem Planwunschtermin seine Vorstellungen eingebracht und erwartet eine Flächenzuteilung entsprechend Recht und Gesetz. Er hat mit einer umfangreichen Stellungnahme die Ausarbeitung des Nationalparkplans unterstützt, die Evaluation von Europarc durch seine Stellungnahme befördert und als Mahner und Warner immer wieder zielorientierte Vorschläge für die Nationalparkentwicklung gemacht. Vieles was nicht direkt und sofort aufgegriffen wurde, fand sich später indirekt als eigener Vorschlag der Verwaltung wieder. Der Verein hat seine Funktion als Motor und Motivator erfüllt.
Um seine satzungsgemäßen Aufgaben, auch als Träger des Naturschutzgroßprojektes weiterhin erfüllen zu können, kauft der Verein auch in Zukunft alle geeigneten, in der Region liegenden Flächen (Acker, Wiese, Wald, Wasser), um sie im Sinne des Naturschutzes und der ökologischen Landwirtschaft zu nutzen. Unsere Geschäftsstelle regelt die Vertragsangelegenheiten zügig, kompetent, geräuschlos und zu Marktpreisen. Wir freuen uns auf weitere Verkaufsinteressenten. Im Jahre 2011 hat der Verein rund 10 Hektar Fläche erworben.
Der Verein hat seinen Ökolandbaubetrieb weiter ausgebaut und hält derzeit 5 Konikpferde und 19 Heckrinder auf rund 60 Hektar Wilder Weide im Lunow-Stolper Trockenpolder. Der wirtschaftlich arbeitende Betrieb soll beispielhaft für die Verbindung von Naturschutz und Landwirtschaft wirken. Das Konzept der Wilden Weide dient dem Erhalt und der Erhöhung der Biodiversität und ist mit seinem Bestand uriger Rinder und Pferde zugleich eine Tourismusattraktion. Der Betrieb wird weiter organisch wachsen. Er will die etablierten Landwirtschaftsbetriebe in seiner Umgebung, die weit größer sind, nicht bedrängen, aber doch zu neuen Wirtschaftsformen anregen. Vor diesem Hintergrund ist es erfreulich, dass die seinerzeitigen Streitigkeiten mit einem großen landwirtschaftlichen Betrieb im Süden mittlerweile beigelegt werden konnten. Der Nationalparkverein arbeitet nun mit allen Betrieben, wie es sich zwischen guten Nachbarn gehört, vernünftig zusammen.
Fertiggestellt wurden auf den Trockenrasenstandorten drei neue Kesselbrunnen und ein Bohrbrunnen. Damit ist die künftige Beweidung der wertvollen Trockenrasenstandorte erheblich erleichtert. Die Brunnen wurden gemeinsam mit der Nationalparkverwaltung Unteres Odertal geplant und vom Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF) mit 75% der Gesamtkosten gefördert. Sie sollen im Frühjahr 2012 in Betrieb genommen werden.
Und damit kommen wir auch schon zum Ausblick auf das Jahr 2012:
Die wichtigste Aufgabe des Nationalparkvereins ist und bleibt der Naturschutz: So hat der Verein von praktisch allen im Fiddichower Polder (10) wirtschaftenden Landwirten vertraglich die Zustimmung ausgehandelt, naturnahe Wasserstände im Polder zu akzeptieren. Sie wurden dafür an anderer Stelle schadlos gehalten. Leider nutzt die Verwaltung diese Chance noch nicht hinreichend und lässt weiter den Polder leer pumpen, wenn auch im Jahre 2011 deutlich später als sonst.
Im letzten Jahr ist es dem Verein gelungen, mit mehreren großen landwirtschaftlichen Betrieben zu vereinbaren, dass sie ihre im Nationalpark gelegenen Flächen so extensiv wie möglich nutzten, also die naturnahe Beweidung so weit reduzierten, wie es die EU-Agrarförderung gerade noch erlaubt. Mit weiteren Betrieben wird in diesem Sinne verhandelt. Dadurch macht der Naturschutz im Unteren Odertal einen großen Sprung nach vorn, unabhängig von der laufenden Unternehmensflurneuordnung und Totalreservatsausweisung, bei denen für uns bisher noch keine Ergebnisse absehbar sind. Wir wollen auf möglichst großer Fläche die Nutzung maximal zurücknehmen, trotzdem den Landwirten die EU-Agrarförderung ermöglichen und so Landwirtschaft und Naturschutz miteinander verbinden, ja ein Stück weit auch versöhnen.
Der Flächenerwerb geht weiter, der landwirtschaftliche Betrieb wird organisch ausgebaut, das Exkursionsprogramm wird gemeinsam mit der Nationalparkstiftung fortgesetzt. Für Samstag, dem 28.04.2012 plant der Nationalparkverein gemeinsam mit der Nationalparkstiftung und der Internationalpark Unteres Odertal GmbH einen Tag der offenen Tür in der Wildnisschule Teerofenbrücke. An diesem Tag werden nicht nur die Möglichkeiten und Räumlichkeiten von Wildnisschule und Nationalparklabor vorgestellt, sondern es kommen auch Wissenschaftler aus unseren Partnerorganisationen, um im Labor, aber auch auf Freilandexkursionen, ihre Methoden und Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen, fachlich anspruchsvoll, aber allgemein verständlich. In Zusammenarbeit mit anderen Anbietern aus der Region soll dieser Tag der offenen Tür nach unseren Planungen volksfestartigen Charakter haben, informativ und bildend, aber auch heiter und gelöst. Das genaue Programm wird rechtzeitig bekannt gemacht.
Wir hoffen, uns in dem gerade begonnenen Jahr nicht weiter mit juristischen Streitereien beschäftigen zu müssen. Es ist zwar nicht das Schlechteste, vor Gericht gegen die zuständigen brandenburgischen Ministerien Recht zu bekommen, aber wir würden unsere Energien lieber auf Feldern einsetzen, auf denen Mensch und Natur direkt profitieren. Dass alle vernünftigen Argumente, aber auch Recht und Gesetz auf unserer Seite stehen, motiviert zu weiteren Anstrengungen.
Der Vorstand