Auerochsen und Koniks im Polder bei Lunow (22.04.2010)

 

Seit März 2010 hält der Ver­ein der Freun­de des Deutsch-Pol­­ni­­schen Euro­­pa-Natio­nal­­parks Unte­res Oder­tal e.V. (Ver­ein) auf eige­ner Flä­che, die im Lau­fe der nächs­ten Jah­re auf bis zu 100 Hekt­ar ver­grö­ßert wer­den soll, eine bis­her zwölf­köp­fi­ge Her­de von Heck­rin­dern, ein Bul­le, zwei Kühe und neun Färsen.

Die Rin­der wer­den in exten­si­ver Hal­tungs­wei­se (0,2–0,5 Groß­vieh­ein­hei­ten pro Hekt­ar) in einer natur­na­hen Auen­land­schaft gehal­ten, ver­ge­sell­schaf­tet mit Konikpferden.

Heck­rin­der sind Rück­züch­tun­gen des im 17. Jahr­hun­dert in Mit­tel­eu­ro­pa aus­ge­rot­te­ten Auer­och­sen, des wil­den Urs, die auf die Brü­der Lutz und Heinz Heck zurück­ge­hen. Die Zoo­di­rek­to­ren in Ber­lin und Mün­chen kreuz­ten ursprüng­li­che, euro­päi­sche Haus­rin­der in einer Wei­se, dass zumin­dest im Phä­no­typ, also im Aus­se­hen, wie­der Rin­der ent­stan­den, die dem wil­den Ur ähn­lich sehen, aber bis­her noch etwas klei­ner aus­fal­len. Zucht­ziel ist also, das Heck­rind nicht nur in Aus­se­hen, Far­be und Horn­form, son­dern auch in der Grö­ße dem wil­den Ur anzu­pas­sen, bei­spiels­wei­se durch die Ein­kreu­zung gro­ßer Rin­der­ras­sen aus Ita­li­en und Spanien.

Koniks sind ursprüng­li­che Pfer­de, die in Polen im Wesent­li­chen dem Geno­typ, aber wohl auch dem Phä­no­typ des in der frü­hen Neu­zeit in Euro­pa aus­ge­rot­te­ten, west­li­chen Wild­pfer­des, also dem Tar­pan sehr ähn­lich sind.

Heck­rin­der und Tar­pa­ne sind äußerst robus­te, wider­stands­fä­hi­ge, anspruchs­lo­se und genüg­sa­me Tie­re, wet­ter­hart und bei guter Pfle­ge und regel­mä­ßi­ger Betreu­ung gut handhabbar.

Der Ver­ein als Natur­schüt­zer ver­bin­det mit der Hal­tung von Heck­rin­dern und Koniks die Erwar­tung, dass sie in gerin­ger Besatz­dich­te die bis­her doch ziem­lich ein­tö­ni­ge Agrar­land­schaft auf­lo­ckern und neue viel­fäl­ti­ge Lebens­räu­me für Pflan­zen und Tie­re schaf­fen. Ihre Hal­tung passt also genau zu der Bio­di­ver­si­täts­stra­te­gie der Bun­des­re­gie­rung. Arten­reich­tum und Lebens­raum­viel­falt sol­len geför­dert werden.

Der Ver­ein als ein­ge­tra­ge­ner land­wirt­schaft­li­cher Betrieb nutzt Heck­rin­der und Koniks als Nutz­tie­re für die öko­lo­gi­sche Land­wirt­schaft. Mit Hil­fe der Ver­mark­tung der Zucht­tie­re oder ihres exzel­len­ten Flei­sches, aber auch mit der all­ge­mein übli­chen land­wirt­schaft­li­chen För­de­rung lässt sich durch­aus Geld ver­die­nen. Der Ver­ein sieht also in der Hal­tung der Heck­rin­der ein Bei­trag zur Ver­söh­nung von Land­wirt­schaft und Natur­schutz und will ein Bei­spiel set­zen für ange­pass­tes Wirt­schaf­ten in Schutzgebieten.

Heck­rin­der und Koniks haben aber nicht nur eine Bedeu­tung für den Natur­schutz und die Land­wirt­schaft, son­dern auch für den Tou­ris­mus. Die impo­san­ten und wehr­haf­ten Tie­re pas­sen gut in die Natio­nal­park­re­gi­on und stel­len gera­de im bis­her eher ver­nach­läs­sig­ten Süden des Natio­nal­par­kes eine drin­gend benö­tig­te, tou­ris­ti­sche Attrak­ti­on dar.

 

Tho­mas Berg
Vorstandsvorsitzender