Hausgemachtes Hochwasser (31.05.2010)
„Schon 13 Jahre nach dem letzten Jahrhunderthochwasser rauscht das nächste Jahrhunderthochwasser durch das Odertal, vielleicht eine Folge der Menschen gemachten Klimaveränderung.
Zunächst gelten unsere Aufmerksamkeit und unser Mitgefühl dem Schutz der betroffenen Menschen. Aber man muss auch feststellen dürfen, dass die zunehmend häufigen und schwierigen Hochwassersituationen auch eine Folge der künstlichen Einengung der Oder sind. Die politische Einsicht „Lasst den Flüssen ihren Raum“ verhallt seit 13 Jahren folgenlos. Kein einziger Polder, vielleicht abgesehen von dem winzigen, ohnehin ungenutzten Staffelder Polder (8), wurde seitdem an der Oder in Brandenburg für das Überflutungsgeschehen geöffnet. Es fehlte den politisch Verantwortlichen die Kraft, das sachlich für richtig Erkannte auch politisch gegen Widerstände durchzusetzen. Es muss weitere Überflutungsflächen an der Oder geben, an der mittleren Oder, aber auch in Schlesien.
Im Unteren Odertal hat der Fluss noch den notwendigen Freiraum. Hier kann er sich bei Bedarf ausbreiten. Auch der Lunow-Stolper Polder käme wieder als Überflutungsraum in Frage. Von den politisch Verantwortlichen im Lande Brandenburg gibt es aber dazu nur Lippenbekenntnisse. Einzig der Verein der Freunde des Deutsch-Polnischen Europa-Nationalparks Unteres Odertal e. V. kauft dort gegen den verbissenen Widerstand der zuständigen Behörden alle verfügbaren Flächen und wandelt Ackerland in Grünland, eine notwendige Voraussetzung für eine mögliche Flutung. Unterstützung und Förderung erhält er dafür – eigentlich eine Landesaufgabe – nicht. Den guten Absichten und Ankündigungen der brandenburgischen Landesregierung, der Oder mehr Raum zu geben, müssen endlich Taten folgen. Auch daran sollte das Jahrhunderthochwasser 2010 erinnern.“
Thomas Berg
Vorstandsvorsitzender