Nächt­li­che Gän­se­jagd im pol­ni­schen Land­schafts­schutz­park „Unte­res Oder­tal“ ver­treibt die Kra­ni­che aus der Region

Der Vor­sit­zen­de des Ver­eins der Freun­de des Deutsch-Pol­­ni­­schen Euro­­pa-Natio­nal­­parks Unte­res Oder­tal e. V., Tho­mas Berg, kri­ti­siert die seit Anfang Okto­ber zu beob­ach­ten­de abend­li­che und nächt­li­che Gän­se­jagd im pol­ni­schen Teil des Inter­na­tio­nal­par­kes Unte­res Odertal:

„Das gro­ße Hala­li auf Wild­gän­se im pol­ni­schen Land­schafts­schutz­park Unte­res Oder­tal tötet zwar nicht direkt die Kra­ni­che, beun­ru­higt sie aber der­art, dass sie zuneh­mend das Gebiet ver­las­sen und es in Zukunft mei­den wer­den. Damit ver­liert die Regi­on eine der gro­ßen tou­ris­ti­schen Attrak­tio­nen. Der Ver­ein wen­det sich daher an die Ver­ant­wort­li­chen auf pol­ni­scher und auf deut­scher Sei­te mit der Bit­te, der nächt­li­chen Was­ser­vo­gel­jagd end­lich ein Ende zu set­zen und die tou­ris­ti­sche Ent­wick­lung des Unte­ren Oder­tals nicht wei­ter zu behindern“.

Am 05.10.2004 wur­den etwa 8.000 ras­ten­de Kra­ni­che an ihren Schlaf­plät­zen im pol­ni­schen Zwi­scheno­der­land beob­ach­tet. Damit war der Höhe­punkt des Kra­nich­zu­ges erreicht. Am Abend des 7. Okto­bers fie­len dann 10–12 Schüs­se öst­lich von Gartz/O., die ver­mut­lich eher den im Gebiet ras­ten­den Saat- und Bless­gän­sen als den Kra­ni­chen selbst gal­ten. Die Fol­ge die­ser jagd­li­chen Akti­vi­tät war aber eine Ver­la­ge­rung des Schlaf­plat­zes der Kra­ni­che nach Süd­os­ten. Am 10.10.2004 fan­den sich, bedingt durch die­se jagd­li­chen Stö­run­gen, nur noch 4.000 Kra­ni­che auf den Schlaf­plät­zen im Zwi­scheno­der­land ein. Wie­der wur­den zwi­schen 18.00 und 19.00 Uhr 10–15 Schüs­se im Zwi­scheno­der­land abge­ge­ben. Die der­art beun­ru­hig­ten Kra­ni­che muss­ten ihre Schlaf­plät­ze ver­las­sen und sich auf nächt­li­chen Flü­gen neue Schlaf­plät­ze suchen. Folg­lich wur­den am 11.10.2004 schät­zungs­wei­se nur noch 3.000 Kra­ni­che an den Schlaf­plät­zen gesich­tet. Aber auch an die­sem Abend waren zwi­schen 18.00 und 19.30 Uhr im Zwi­scheno­der­land 60–100 Schüs­se zu hören, teil­wei­se sogar aus halb- und voll­au­to­ma­ti­schen Flin­ten. Wie­der wur­den dadurch auch die Kra­ni­che auf­ge­scheucht, die sich neue Schlaf­plät­ze suchen muss­ten und lan­ge in der Dun­kel­heit umher­irr­ten. Als Fol­ge der Was­ser­vo­gel­jagd wur­den am 12.10.2004 nur noch 2.300 Kra­ni­che an den Schlaf­plät­zen gezählt.

Auch an den fol­gen­den Aben­den waren immer wie­der Schüs­se aus dem pol­ni­schen Zwi­scheno­der­land zu hören. Zwar gab es in der Ver­gan­gen­heit im Herbst immer wie­der jagd­li­che Akti­vi­tä­ten, so vie­le und so schlim­me wie in die­sem Jahr aber noch nicht. So besteht die aku­te Gefahr, dass die Kra­ni­che, der­art per­ma­nent gestört, das Gebiet voll­stän­dig ver­las­sen und in Zukunft mei­den wer­den. Die Regi­on wäre um eine wich­ti­ge Attrak­ti­on ärmer, die belieb­ten Füh­run­gen zu den Schlaf­plät­zen der Kra­ni­che müss­ten ausfallen.

Der Ver­ein der Freun­de des Deutsch-Pol­­ni­­schen Euro­­pa-Natio­nal­­parks Unte­res Oder­tal e. V. appel­liert an die Ver­ant­wort­li­chen in Deutsch­land und Polen, die Was­ser­vo­gel­jagd auch im pol­ni­schen Teil des Inter­na­tio­nal­par­kes ein­zu­stel­len, so wie das im deut­schen Teil schon lan­ge der Fall ist.