Hecken gliedern die Landschaft
Gleich zwei große Projekte zur Anlage von Hecken- und Feldgehölzen in der weitgehend ausgeräumten Agrarlandschaft der Nationalparkregion hat der Verein der Freunde des Deutsch-Polnischen Europa-Nationalparks Unteres Odertal e.V. (Nationalparkverein) im letzten Jahr auf den Weg gebracht. Die Zielsetzung ist in beiden Fällen die gleiche: Die fünf bis zehn Meter breiten Hecken sollen die Agrarlandschaft wieder gliedern, gerne auf alten Strukturen aufbauend. Damit soll der Ackerboden vor Erosion geschützt werden, denn heftige Winde tragen die fruchtbare Ackerkrume als störenden Staub vom Felde. In der Vergangenheit hat es vermehrt Unfälle auf Autobahnen gegeben, weil der Straßenverkehr durch eben diese Staubwolken in der Sicht stark behindert worden war. Der Boden gewinnt mit den neuen Hecken an Fruchtbarkeit und profitiert durch die partielle Beschattung. Vor allem aber erhalten Insekten und Vögel wie der Neuntöter oder das Braunkehlchen wieder einen kleinen Teil ihrer Lebensräume zurück. Gerade die Pflanzen und Tiere der Agrarlandschaft sind in ihrem Bestand bedroht und zeigen starke Rückgänge an Arten- und Individuenzahlen. Sie erhalten in Hecken- und Feldgehölzen eine neue Heimat – eigentlich ihre alte.
Das Flurgehölzprojekt in Felchow/Flemsdorf/Criewen umfasst vier Hecken in einer Länge von insgesamt drei Kilometern, mit einer Breite von acht bis zehn Metern. Die Büsche und Bäume werden sieben bis neunreihig gepflanzt. Insgesamt werden 25.000 m² bepflanzt, aber so, dass sie förderunschädlich für den Landwirt sind. Das heißt, der bewirtschaftende Landwirt erhält weiterhin seine EU-Agrarförderung auch für die bepflanzten Flächen. Die EU fördert also solche Strukturen.
Gepflanzt werden ortstypische Gehölze, Ulmen und Eichen, auch Ahorn und Linden, dazwischen aber auch Wildbirnen, Hainbuchen und vor allem Weiden. Als Sträucher werden Weißdorn und Holunder, Hartriegel und Haselnuss, aber auch Hunds- und Weinrosen gepflanzt.
Geschützt werden die Pflanzungen durch Zäune, die das reichlich vorhandene Wild abhalten und vor Verbiss bewahren sollen. Die praktische Umsetzung liegt in den bewährten Händen des Landschaftspflegevereins Norduckermärkische Seenlandschaft e.V. Die Fachplanung übernahm für uns Hermann Wiesing. Die Finanzierung erfolgt über die StiftungNaturSchutz Fonds Brandenburg in einer Höhe von 260.000 Euro aus Mitteln für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, überwiegend aus Windkraft- und Pipelinebau. Der Investitions- und Durchführungszeitraum, einschließlich einer dreijährigen Pflege, reicht von 2020–2023.
Bei dem Flurgehölz- und Heckenprojekt Trockenpolder wurden im südlichen Teil des Nationalparkes gut vier Kilometer Hecken- und Feldgehölze angelegt in fünf Pflanzabschnitten, bestehend aus dreireihigen Heister- und Strauchreihen, einseitig gewässerbegleitend, in fünf Meter Breite. Gepflanzt wurden als Heister überwiegend verschiedene Weidearten, aber auch Erlen und Eichen, als Sträucher kamen Hartriegel, Schneeball und Faulbaum zum Einsatz. Bei der Pflanzung im Polder dient der im Boden verankerte Zaun auch dem Schutz vor dem gefräßigen Biber, der für eine Weile zumindest draußen bleiben muss.
Die praktische Umsetzung lag in den Händen der Baumschule Appel GmbH aus Waldsieversdorf, die Planung wieder bei Hermann Wiesing. Die Finanzierung erfolgte über die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) in Höhe von 232.000 Euro aus Bundes- und Landesmitteln im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK)“. Der Investitions- und Durchführungszeitraum einschließlich der zweijährigen Pflege liegt von 2020–2022.
Jeder Besucher und Bewohner kann die Pflanzungen schon heute in Augenschein nehmen. Hier wächst die Zukunft für Landwirtschaft und Naturschutz. Der Nationalparkverein will nicht nur dem Nationalpark selbst schützen und entwickeln, sondern ihn auch in die umgebende Feldflur integrieren. Beides gehört zusammen.
Der Vereinsvorstand